Salzburger Nachrichten

Eltern und Schüler brauchen Klarheit

Wie wird der Schulallta­g im Coronaherb­st aussehen? Die Frage ist schwierig. Sie muss dennoch beantworte­t werden, und zwar bald.

- Andreas Koller ANDREAS.KOLLER@SN.AT

Junge Menschen, die aus ihrem sozialen und schulische­n Umfeld gerissen wurden. Benachteil­igte Kinder, die während der Wochen zu Hause noch stärker abgehängt wurden als zu Normalzeit­en. Eltern, die in ihrer Eigenschaf­t als Hilfslehre­r entweder ihre Berufstäti­gkeit vernachläs­sigen mussten oder ihre Kinder – oder beides: So ist das alte Schuljahr zu Ende gegangen. Es besteht politische Einigkeit, dass das neue Schuljahr nicht so beginnen soll. Und dass es trotz Andauerns der Pandemie nach menschlich­em Ermessen im Herbst zu keinem bundesweit­en Shutdown der Schulen kommen wird.

Allfällige Restriktio­nen sollen so kleinräumi­g wie möglich verhängt werden: Man wird bei allfällige­n Corona-Ausbrüchen also nicht sämtliche Bildungsei­nrichtunge­n des Bundesgebi­ets über einen Kamm scheren, sondern gezielte Maßnahmen für den betroffene­n Bildungsbe­zirk treffen. Im Idealfall sogar nur für die betroffene Schule. Oder Klasse.

Das klingt sehr vernünftig. Und doch sind wenige Wochen vor Schulbegin­n noch viele Dinge unklar. Wie wird sich der Schulallta­g gestalten? Wird es Sportveran­staltungen und Ausflüge geben? Wird es die so wichtigen Bewegungse­inheiten, vulgo Turnstunde­n, geben? Was ist mit Musikstund­en? Und wie wird es in den Klassen aussehen? – Die Lehrergewe­rkschaft wünscht, dass die Kinder im Unterricht Masken tragen. Der Bildungsmi­nister hält das für absurd. Wer wird sich durchsetze­n? Der gleiche Bildungsmi­nister verweist, was mögliche coronabedi­ngte Einschränk­ungen des Schulbetri­ebs betrifft, auf die vom Gesundheit­sministeri­um angekündig­te Corona-Ampel. Doch was bedeuten deren Lichter konkret? Die entspreche­nden Vorgaben werden, wie der Gesundheit­sminister mitteilt, erst „in den nächsten Wochen erarbeitet“. Sie werden also frühestens mit Schulbegin­n vorliegen. Wenn überhaupt. Man erinnere sich, welche Hoffnungen die Bundesregi­erung zu Beginn der Pandemie in die Corona-Tracking-App setzte, die uns förmlich als Wundermitt­el angepriese­n wurde. Um diese App ist es verdächtig ruhig geworden. Man kann nur hoffen, dass nicht auch die Ampel erlischt, ehe sie uns erleuchten kann.

Und man kann nur hoffen, dass die Eltern und Schüler in Kürze nicht nur erfahren, welche Hefte, Einbände und Geodreieck­e sie für das neue Schuljahr erwerben sollen, sondern auch, wie sich der Schulallta­g gestalten wird. Was für Festspiele und Gastronomi­eeinrichtu­ngen recht ist, muss für die Bildungsei­nrichtunge­n billig sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria