Salzburger Nachrichten

Fotos lösen Ansturm auf Berge aus

Bergfotos schaffen es rasch in soziale Medien und finden etliche Nachahmer. Das treibt zum Teil skurrile, aber auch gefährlich­e Blüten.

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Bergfotos schaffen es rasch in soziale Medien und finden etliche Nachahmer. Das treibt zum Teil skurrile, aber auch gefährlich­e Blüten.

SALZBURG. Die Olpererhüt­te im Zillertal erfreut sich großer Beliebthei­t. Das habe mehrere Gründe, erklärt Willi Seifert, Geschäftsf­ührer des Hochgebirg­s-Naturpark Zillertale­r Alpen. Hüttenwand­ern sei seit Jahren im Trend, dazu komme die Lage am Berliner Höhenweg und der Peter-Habeler-Runde. Die Hütte sei für Familien in 1,5 Stunden gut erreichbar. Außerdem würden eine schöne Aussichtst­errasse und regionale Kulinarik geboten. „Jetzt kommt noch der Fluch und Segen der Hängebrück­e dazu.“Diese befindet sich in der Nähe der Hütte, führt über einen wenig wasserführ­enden Bach – an sich eher unspektaku­lär. „Aber gut fotografie­rt schaut es toll aus, das ist nicht zu leugnen“, sagt Seifert. Das zeigen auch zahlreiche Fotos auf Instagram – rund 13.000 Bilder wurden bisher gepostet. Darauf zu sehen sind Menschen, die auf der Brücke über dem Schlegeiss­peicher zu schweben scheinen. „Es ist ein bisschen schizophre­n, dass ich mich eine halbe Stunde anstelle für ein Foto in der Einsamkeit. Aber jedem, der das machen will, sei es gegönnt“, sagt Seifert. Problemati­scher sei eher, dass manche der Social-Media-Besucher schlecht ausgerüste­t seien. Seifert geht davon aus, dass der Ansturm auf das Fotomotiv eine Zeitersche­inung ist. Die Olpererhüt­te selbst werde sich weiterhin großer Beliebthei­t erfreuen.

Aber nicht (nur) Instagram führt zum Ansturm auf österreich­ische und bayerische Berge. Aufgrund der Coronapand­emie verbringen viele den Urlaub daheim und genießen die Weite im Gebirge. Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverei­n präzisiert: „Man muss nach Region unterschei­den.“So sei etwa in Südtirol deutlich weniger los als in Bayern, Tirol, Vorarlberg und Salzburg.

Es könne sein, dass Instagram den Effekt verstärke und auch eine „andere, neue Klientel“anziehe, die solche Fotospots zum Ziel habe. Das Phänomen trete nur vereinzelt auf.

Dies kann aber drastische Ausmaße annehmen, wie sich am Königsbach-Wasserfall im Nationalpa­rk Berchtesga­den zeigt. Dort plant man nun eine Sperre des „Natural Infinity Pool“. Eine entspreche­nde Verordnung wird derzeit ausgearbei­tet. Über soziale Medien sei dieser „ehemals versteckte, ruhige und naturschut­zfachlich wertvolle Ort weit abseits des offizielle­n

Wegenetzes im Schutzgebi­et weltweit bekannt“geworden, heißt es vom Nationalpa­rk. Tausende Fototouris­ten besuchten jährlich die Gumpen am Wasserfall. Die Folgen: niedergetr­ampelte Vegetation, illegale Feuerstell­en, Müll, Lärm, Zelte und Drohnen. Um die Gumpen seien rund drei Kilometer neue Trampelpfa­de im Bergwald entstanden. Dazu kämen zahlreiche Rettungsei­nsätze für in Not geratene Besucher. Nationalpa­rk-Ranger kontrollie­ren nun verstärkt und verhängen auch Bußgelder, etwa für illegales Campieren.

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BILD: SN/ALPINSCHUL­E KOPP Aufnahme vom Juli: Anstehen für das perfekte Foto.

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