Ein Antiheld durchschaut das Leben in der Provinz
„Im Burgenland zu sein, ist für mich so, wie etwas viel zu Süßes essen: Man kennt es, mag es und die ersten paar Löffel sind köstlich, aber es ist halt schnell zu viel, und es wird einem schlecht.“Das Verhältnis von Sebastian Janata zum östlichen Bundesland ist ambivalent. Der Schlagzeuger der Band „Ja, Panik“verlegt für diesen Sommer seinen Wohnort wieder von Berlin nach Wien und tauscht jetzt öfter die Sticks gegen ein Buch. Sein Buch: Er hat nämlich einen Roman geschrieben. Das Dorfleben spielt darin eine Rolle.
Icherzähler Hugo Navratil kommt als urbaner Erwachsener aus der deutschen Bundeshauptstadt in seine burgenländische Heimat. Anlass ist das Begräbnis seines Leihopas und Nachbarn „Onkel Beppo“. Dabei lernt er seltsame Nachfahren kennen und erfährt dunkle Geheimnisse rund um einen Witwenbund.
Die Auflösung kommt spät und dann überhudelt. Dazwischen erklärt uns Hugo zum Beispiel, was eine Buschenschank ist. Den Romanhelden nervt es zwar, wenn andere Männer „Mansplaining“betreiben, aber er merkt nicht, dass er selbst besserwisserisch analysierend schwer auf die Nerven geht. Wenn er Wissen auftischt, klingt es altbacken und aufgesetzt, wie eine Mischung aus Tourismusbroschüre und Geografiebuch.
Janata bringt in seinem Erstlingswerk auch derben Humor, Krimifantastik und viele Themen unter: alte Ängste, der rückwärtsgewandte Umgang mit der Vergangenheit, Kirchenkritik, Transgender und Homosexualität am Land.
Einerseits habe er versucht, sich daran zu halten, dass man als Schreibanfänger aus der eigenen Welt schöpfen solle – daher der Burgenland-Bezug, sagt Janata. Andererseits habe es die Figur der titelgebenden Ambassadorin gegeben. Sie hatte einen kurzen Auftritt in der 2016 erschienenen fiktiven „Ja, Panik“-Bandbiografie. „Das war sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe den Rest dazu entdeckt“, erzählt der Autor. Dass Umgangssprache im Buch ausgespart ist, liegt nicht am deutschen Verlag, sondern ist eine Entscheidung Janatas, weil er es „ultramühsam fand, im Dialekt Text zu schreiben. Es gibt ja keine Norm, oder keine, die mir bekannt wäre. Vor allem funktioniert sie nicht für alle Dialekte. Für das Burgenländische, das ich oft gebraucht hätte, würde der komische Bell-Laut fehlen“. Andererseits sei es eine praktische Entscheidung gewesen: So verstehe es jeder.
Sein Vater Herbert Janata leitete als Frontman der Band „The Worried Men Skiffle Group“1970 die Dialektwelle in der österreichischen Musikszene ein. Seit ein paar Jahren machen auch die beiden Janatas gemeinsam Musik. Als „Worried Man and Worried Boy“haben sie schon zwei Alben veröffentlicht.
„Im Dialekt zu schreiben ist mühsam.“
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