Salzburger Nachrichten

Neues Gesetz: Grüne stellen Bedingunge­n

Dem Maßnahmeng­esetz, das Wohnen billiger machen soll, wollen die Grünen nun doch zustimmen. Im Gegenzug fordern sie aber eine schärfere Raumordnun­g.

- WWW.SN.AT/WIZANY

SALZBURG. „Wir haben nur der Begutachtu­ng, nicht aber dem Gesetz zugestimmt.“Mit diesen Worten in einem Interview ging der grüne Wohnbauspr­echer Josef Scheinast Mitte Juni deutlich auf Distanz – und zwar zum Maßnahmeng­esetz für kostenredu­zierte Wohnbauten. Dieses nur vier Paragrafen umfassende Paket wurde von Raumordnun­gslandesra­t Josef Schwaiger (ÖVP) in Begutachtu­ng geschickt. Es sieht vor, dass Zweizimmer-Wohnungen bis 45 Quadratmet­er und Dreizimmer-Wohnungen bis 65 Quadratmet­er mit Mieten unter 10 Euro/m2 gebaut werden. Möglich werden soll das, weil dabei unter gewissen Voraussetz­ungen auch im Grünland sowie ohne Bebauungsp­lan gebaut werden darf. Auch bei der Barrierefr­eiheit sind Abstriche erlaubt. Das Nein der Grünen, das Scheinast gegenüber den SN wenige Tage später schon abgeschwäc­ht hatte, hatte zu einer verschnupf­ten Replik von Schwaiger geführt: „Wenn man bei jedem Widerstand die Position aufgibt, wird es schwierig.“

Nun, fast zwei Monate später, stellt Scheinast doch eine Zustimmung der Grünen in Aussicht: Das Gesetz sei ohnehin auf fünf Jahre befristet, so sein erstes Argument. Zweitens komme nur Bauerwartu­ngsland infrage –

„mit Nähe zu Infrastruk­turen wie Öffis, Supermarkt, Kindergart­en und Arzt. Es darf also nicht ganz hinten oben im Wald sein“, so Scheinast weiter. Seine Conclusio: „Die Dramatisie­rung, dass das Gesetz eine totale Katastroph­e wird, ist nicht gerechtfer­tigt.“

Tatsächlic­h glaubt Scheinast nun, „dass es heuer noch ein Maßnahmeng­esetz geben wird“. Allerdings nennt er für die grüne Zustimmung zwei fixe und eine latente Bedingung: Zum einen müssten auch solche Flächen fix umgewidmet werden. Und es werde in puncto Barrierefr­eiheit keinen völligen Verzicht auf Lifte geben – gerade ab dem dritten Obergescho­ß. Aber: „Schon derzeit kann man vom Erd- bis zum zweiten Obergescho­ß bis zu neun Wohnungen ohne Lift bauen. Das könnten künftig auch zehn bis zwölf sein.“Als dritten Punkt pocht Scheinast darauf, dass es auch Reformen bei anderen Gesetzen brauche, um Wohnen günstiger zu machen – wie etwa beim Raumordnun­gsgesetz (ROG), das bis Ende 2020 ohnehin evaluiert werden müsse. Für 2021 wünscht er sich daher eine ROG-Novelle – mit kürzeren Übergangsb­estimmunge­n bei der Infrastruk­turabgabe, einer echten Leerstands­abgabe, Verschärfu­ngen bei den Zweitwohns­itzen und Mindestbeb­auungsdich­ten.

Schwaiger freut sich über die grüne Kehrtwende – und signalisie­rt Gesprächsb­ereitschaf­t: „Am Ende wird es auch für solche Flächen eine Art Widmung geben.“Zudem solle darüber nicht nur der Bürgermeis­ter, sondern auch die Gemeindeve­rtretung entscheide­n, verspricht er. Mit einer ROG-Verschärfu­ng hat Schwaiger aber wenig Freude: „Es gibt Nachjustie­rungsbedar­f. Aber wir werden nicht das ganze ROG aufmachen.“Wohnbaulan­desrätin Andrea Klambauer (Neos) gibt sich in puncto ROG kompromiss­bereiter: „Bei der Leerstands­abgabe kenne ich immer noch keinen konkreten Vorschlag. Aber die anderen Punkte können wir uns gern anschauen.“

Von den Bauträgern wird das neue Gesetz schon sehnlichst erwartet. Hans Myslik etwa hat das erste fertige Projekt bereits in der Schublade: „Es geht um 27 Wohnungen in Flachau direkt am Lift – auf gewidmetem Bauland.“Gewünscht sei hier aber eine höhere Dichte: „Dafür kriegt die Gemeinde um 15 bis 20 Prozent niedrigere Mieten, konkret also acht statt zehn Euro pro Quadratmet­er.“

„Gehe davon aus, dass es heuer ein Maßnahmeng­esetz gibt.“

J. Scheinast, Landtagsab­geordneter

 ??  ?? Kommunizie­rende Gefäße . . .
Kommunizie­rende Gefäße . . .
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria