Eltern nehmen Bildung selbst in die Hand
In der Freien Schule im Salzburger Seenland sollen die Kinder in altersgemischten Gruppen mit- und voneinander lernen.
der Freien Schule Seenland haben im Juni 50 Eltern teilgenommen. Zwölf Kinder sind unverbindlich vorgemerkt. Am Samstag, dem 5. September, um 10 Uhr findet ein Informationsvormittag statt. Der Ort wird rechtzeitig auf der Homepage mitgeteilt: der Verein Libelle seit 2006 die Vogelsangschule in Saalfelden (mit Öffentlichkeitsrecht). Auch dort steht selbstbestimmtes Lernen für Sechsbis 15-Jährige im Zentrum. In Salzburg wird auch die Rudolf-Steiner-Schule in freier Trägerschaft geführt.
MATTSEE. Kein Frontalunterricht, keine Klassenzimmer, keine Prüfungen im herkömmlichen Sinn und keine Trennung der Schülerinnen und Schüler nach Alter und Schulstufen. „Die Zeit ist reif, Schule neu zu denken und aktiv zu gestalten“, sagt Elisabeth Wasserbauer aus Mattsee. Die ehemalige Geschäftsführerin des Kuratoriums für Journalistenausbildung (KfJ) in Salzburg und Mutter von zwei Töchtern gehört zu einer Elterninitiative, die im Salzburger Seenland eine neue Schule in freier Trägerschaft für Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren gründen möchte.
„Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Alternative zu bestehenden Pflichtschulen“, erklärt die 43-Jährige. Der Start der Freien Schule Seenland ist im Herbst 2021 geplant. Sie trägt den Namen Lotus – Lernraum für offenes Tun und Sein. Im Fokus stehe selbstbestimmtes Lernen mit viel Natur, Gemeinschaft und Achtsamkeit, erklärt der Lehrer und Waldorfpädagoge Lukas Ainedter aus Mattsee, der die pädagogische Leitung übernehmen wird. Das Konzept beruhe nicht nur auf einem Ansatz. „Wir haben das Beste aus verschiedenen Methoden gesucht.“
Die Initiative stützt sich auf die Arbeit von Neurobiologen, Pädagogen und Pionieren der freien Schulentwicklung, vor allem von Jean Piaget, Maria Montessori, Rudolf Steiner, Rebecca Wild und Manfred Spitzer. Sie habe sich während der 16 Jahre als Erwachsenenbildnerin intensiv mit dem Ansatz von Gehirnforscher Gerald Hüther beschäftigt, sagt Wasserbauer. „Kinder sind perfekte Wesen, sie bringen alles mit, was sie fürs Leben brauchen, wir wollen sie in ihrer Neugierde und in ihrem Lerndrang nicht einschränken.“Man müsse kein Wissen in sie hineinstopfen. „Sie brauchen die Möglichkeit sich zu entfalten. Wir geben ihnen Raum für ihr physisches, emotionales und kognitives Wachstum.“In Resonanz mit ihrer natürlichen Neugierde könnten sie ihre Interessen und Fähigkeiten entdecken und weiterentwickeln. Mit Buchwissen aus der Vergangenheit seien die Herausforderungen der Zukunft nicht zu meistern.
18 Monate lang hat ein sechsköpfiges Kernteam an dem Schulkonzept gearbeitet. Außer Ainedter und seiner Frau Sarah – auch sie ist Waldorfpädagogin – gehören Wasserbauers Lebensgefährte Gerold Pointner sowie Tom Stuppner und seine Frau Usha Basnet-Stuppner zur Gründungsgruppe. Das Ehepaar betreibt in Mattsee die Galerie der Sinne. Die
„Kinder bringen alles mit, was sie fürs Leben brauchen.“
Gruppe hat sich mehrere freie Schulen in Österreich angeschaut, darunter die Lernwerkstatt mit rund 100 Schülern in Niederösterreich.
Nächste Woche steht die Gründung des Trägervereins an, dem Wasserbauer als Obfrau vorsteht. Das Leitbild und das pädagogische Konzept sind fertig, nur das passende Gebäude fehlt noch. „Wir suchen im Seenland ein 200 bis 300 Quadratmeter großes Haus mit 300 bis 500 Quadratmetern Garten“, sagt Ainedter. Auch ein Bauernhof oder ein Austraghaus seien denkbar. Auch größere Gebäude seien willkommen. Ainedter hat zuletzt in der Paracelsus-Schule für seelenpflegebedürftige Kinder in St. Jakob am
Thurn gearbeitet. Im Oktober wird er zum zweiten Mal Vater und geht ein Jahr in Karenz.
Die Gründer streben für die Schule das Öffentlichkeitsrecht an, damit die Kinder am Ende des Schuljahrs keine Externistenprüfung an anderen Schulen ablegen müssen. Verwendet wird der Glocksee-Lehrplan, ergänzt durch den Differenz-Lehrplan. Als Schulgeld peilt der Verein 300 Euro pro Monat an. Es soll auch einen Sozialtopf für einkommensschwache Familien geben.
Die Schule soll in einer altersgemischten Gruppe geführt werden. Das bedeutet, dass alle Kinder zwischen sechs und 15 Jahren sowohl gemeinsam als auch in projektbezogenen Gruppen ar