Dem Autohandel fehlen die neuen Modelle
Im Corona-Lockdown drohten die Lager mit Autos überzugehen. Dann wurde ausverkauft. Doch jetzt fehlen die neuen Modelle.
Eine leichte Erholung, aber noch lang nicht gut: Auch im Juli wurden in Österreich weniger Pkw neu zugelassen. Die Zahlen gingen im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein Fünftel zurück. Das Interesse am Autokauf sei allerdings gar nicht so klein, heißt es im Kfz-Handel. Allein die neuen Modelle fehlten. Die während des Corona-Lockdowns überfüllten Lager wurden abverkauft, nun kommen die Hersteller mit der neuen Produktion nicht nach. Auch bei den E-Autos heißt es warten. Die erhöhte Kaufprämie dafür komme deshalb zu früh.
SALZBURG. Der Urlauberverkehr auf den Autobahnen staut sich zwar wie eh und je. Doch ein neues Autos zu kaufen, das – so scheint es – hat bei vielen derzeit keine Priorität.
Auch im Juli gab es bei den PkwNeuzulassungen in Österreich ein deutliches Minus. Um ein Fünftel (minus 21,1 Prozent) weniger Autos im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wechselten vom Verkaufsraum auf die Straße.
Die Rückgänge bezogen sich ausschließlich auf Pkw mit Verbrennungsmotor, alternative Antriebe – vom Hypriden bis zum vollelektrischen Modell – legten allesamt zu. Allerdings auf nach wie vor sehr niedrigem Niveau. So weisen die Neuzulassungen bei reinen Elektroautos zwar ein Plus von 49 Prozent aus, unterm Strich sind das aber nur um 353 Stück mehr als im Juli 2019.
Trügerisch ist die Annahme, die Konsumenten hielten sich wegen der Coronakrise zurück. Das scheint kaum Thema zu sein. Viel mehr Gewicht hat: Dem Kfz-Handel geht schlicht die Ware aus. „Ich könnte gut verkaufen, wenn ich die Autos hätte. Aber ich habe keine mehr“, sagt der Sprecher der KfzHändler in der Österreichischen Wirtschaftskammer, Klaus Edelsbrunner. So sehr man im März noch gejammert habe, dass die Lager voll seien, „jetzt sind sie es nicht mehr“. Über Abverkaufsboni, Lagerboni und etliche Aktionen seien die Neuwagen zuletzt um bis zu 6000 Euro günstiger gewesen. „Das ist bei den Kunden angekommen, wir haben stark verkauft.“Mittlerweile gebe es nur mehr vereinzelt Lagerautos mit Bonus, da dürfe man aber allein schon bei der Farbe nicht heikel sein.
Wer sich jedoch für ein neues Auto entscheidet, muss derzeit doppelt so lang darauf warten wie sonst. „Normalerweise sind es zwei Monate, jetzt sind wir bei vier“, sagt Edelsbrunner. Die Gründe dafür seien vielfältig: So arbeiteten viele Autowerke nach wie vor noch nicht voll, auch weil sie strenge Coronasicherheitsauflagen einhalten müssten. Dazu fehlten mitunter Zulieferteile. „Wenn das Hecklicht aus Italien fehlt, kann ich das Auto in Deutschland nicht zusammenbauen.“Auch dürften coronabedingt immer wieder Transporteure nicht einreisen.
Längst noch nicht aus dem Vollen schöpfen können Kunden auch beim Angebot im E-Auto-Bereich. Für den neuen ID.3 von VW habe jetzt der Vorverkauf gestartet, die Auslieferung finde Ende des Jahres statt, erklärt der Sprecher der Porsche Holding in Salzburg, Richard Mieling. Und in Summe werde man wohl „weniger Autos bekommen, als wir brauchen würden“. Die Werke
seien einige Zeit stillgestanden, da sei es logisch, dass sich Verschiebungen ergäben.
Die Verzögerungen kollidieren mit der Erhöhung des E-Mobilitätsbonus, die Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) Ende Juni gemeinsam mit den Automobilimporteuren präsentierte. Wer jetzt ein neues E-Auto kauft, bekommt statt bisher 3000 nun 5000 Euro Prämie. Erste Wirkung hat die Erhöhung bereits gezeigt: Im ersten Monat Juli wurde die erhöhte Prämie für ein E-Fahrzeug 1925 Mal beantragt. Im Vergleich dazu gab es in den Vormonaten im Schnitt rund 900 Anträge pro Monat. Gefördert werden über die E-Mobilitätsprämie aber auch E-Bikes, E-Motorräder oder Plug-in-Hybride.
„Das Signal ist richtig, aber die Erhöhung des E-Bonus kommt zu früh, wir haben keine Autos“, erklärt Kfz-Händler Edelsbrunner. Die Möglichkeit für Vorbestellungen seien schön und gut, „aber die Nachfrage nach E-Autos ist nach wie vor eher verhalten, die Leute wollen erst einmal mit so etwas fahren“. Eine höhere E-Auto-Prämie würde im nächsten Jahr mehr bringen. Bei der Porsche Holding hofft man bereits auf eine Verlängerung der jetzt befristeten Aktion. „Nächstes Jahr kommt ein Modell nach dem anderen.“
Inzwischen haben die Konsumenten wieder den Diesel lieb gewonnen. Bei den Neuzulassungen im Juli gab es bei den benzinbetriebenen Pkw ein Minus von 37,8 Prozent, bei Dieselautos waren es „nur“19,3 Prozent. Das Diesel-Bashing im Vorjahr, währenddessen der Benziner stark aufholte, sei vorbei, sagt Edelsbrunner. „Diesel werden wieder normal verkauft.“Und die neuen Modelle seien „ausgesprochen saubere Fahrzeuge“.
Gejammer hört man vom Sprecher der Kfz-Händler nicht. „Die Nachfrage ist nicht so schlecht“, sagt er. Kurzarbeit sei kein Thema mehr, der Gebrauchtwagenmarkt laufe ganz gut und die Werkstätten seien ausgebucht. „Ich habe schon einen Leiharbeiter beschäftigt, um alle Aufträge erledigen zu können.“Das Minus, das im Corona-Lockdown entstanden sei, könne freilich nicht mehr aufgeholt werden.