Salzburger Nachrichten

„Bayern findet ein Mittel gegen Messi“

Lothar Matthäus tippt auf ein CL-Finale Paris gegen Bayern. Der Weltstar erklärt, wann er den Wechsel von David Alaba verstehen würde.

- Lothar Matthäus glaubt, dass es Lionel Messi schwer haben wird.

Lothar Matthäus tippt auf ein CL-Finale Paris gegen Bayern. Er erklärt, wann er den Wechsel von Alaba verstehen würde.

Seine Analysen beim TV-Sender Sky sind scharf, oft witzig, immer fair und haben einen hohen Stellenwer­t in der Fußballbra­nche. Deutschlan­ds Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus gehört zu jenen Experten, die weltweit gefragt sind, wenn es darum geht, Spiele und Turniere zu analysiere­n. Seine Meinung hat Gewicht. Im Gespräch mit den „Salzburger Nachrichte­n“, zu denen er seit seiner Zeit als Trainer bei Red Bull Salzburg 2006 Kontakt hält, erklärte der ehemalige Weltstar, warum er überzeugt ist, dass sein Ex-Club Bayern München das Finale der Champions League erreicht. Und wie er die Zukunft des Abwehrchef­s der Bayern, David Alaba, sieht.

Fast eine Stunde dauerte vor dem ersten Viertelfin­alspiel in der Königsklas­se des Fußballs zwischen Atalanta Bergamo und Paris Saint Germain am Mittwoch das Gespräch mit dem ehemaligen Weltund Europameis­ter. „Die hohe individuel­le Klasse wird für Paris den Ausschlag geben. Ich sehe die Franzosen auch im Finale und zwar gegen die Bayern“, sagte Matthäus, der ein Semifinale Bayern gegen Manchester City und Paris gegen Atlético Madrid erwartet. „Atlético darf man nicht unterschät­zen. Das ist nicht nur eine Mannschaft, die destruktiv agiert. Die Spanier besitzen schon auch spielerisc­he Klasse und haben viel Erfahrung mit solchen K.-o.-Spielen auf einem ganz hohen Niveau“, betonte der 59-Jährige. Atlético trifft im Viertelfin­ale am Donnerstag auf RB Leipzig. „Leipzig hat schon mehr erreicht, als man erwarten durfte, und jetzt fehlt auch noch Topstürmer Timo Werner“, erklärte Matthäus. Dass Werner vor dem Höhepunkt der Saison zu Chelsea wechselte und auf das Turnier in Lissabon verzichtet, kann Matthäus nicht nachvollzi­ehen. „Er versäumt ein Turnier, das er nie wieder spielen kann. Solche Spiele bringen dich auch in deiner Entwicklun­g als Profi weiter. Für mich war seine Entscheidu­ng falsch.“

Auf die Form der Bayern angesproch­en, kommt Matthäus regelrecht ins Schwärmen. „Ich versuche auch immer, wenn ich Mannschaft­en und Spieler analysiere, kritische Ansätze zu finden. Aber bei Bayern ist gerade nichts Negatives zu finden. Es passt in allen Bereichen“, sagte Matthäus den SN. Spielwitz,

Taktik, Gegenpress­ing, Torgefahr, Abwehrverh­alten seien top. „Ich sehe die Bayern in der Favoritenr­olle auf den Titel.“Und Matthäus erklärt auch warum: „Weil zum Beispiel Barcelona auch außerhalb des Platzes viele Probleme hat und mehr unter Druck steht. Es fehlt auch das Tempo im Spiel.“Aber es gibt ja noch immer Lionel Messi? „Allein wird er aber das Turnier nicht entscheide­n können und Bayern findet sicher einen Weg, um Messi zu entschärfe­n.“

Für Matthäus ist Bayern-Torjäger Robert Lewandowsk­i derzeit auch über Messi zu stellen. „Er ist nicht nur momentan der beste Spieler der Welt. Sein Charakter, sein Wille, die Siegerment­alität und die Fokussieru­ng auf das große Ziel sind einzigarti­g. Dazu wollen alle Bayern diesen Titel. Das spüre ich. Man tritt aber dennoch ruhig und nicht überheblic­h auf, obwohl das Selbstvert­rauen groß ist“, sagte Matthäus.

Einen Nachteil für die Bayern sieht er dennoch. „In nur einer Partie hat der vermeintli­che Außenseite­r bessere Chancen. Es fehlt der Joker des Rückspiels, um ein Ergebnis noch umzudrehen. Da heißt es, klug zu agieren, nicht gleich Vollgas zu geben. Denn ein Rückstand könnte sich fatal auswirken“, betonte der ehemalige Salzburg-Trainer, der im K.-o.-Format viel Spannung für den Zuschauer sieht. „Aber keiner freut sich, dass die Königsklas­se in dieser Form gespielt werden muss. Dennoch hat der Titel in dieser Saison keinen geringeren Stellenwer­t als alle anderen zuvor. Vielleicht ist er noch höher, weil man mit diesem Triumph in die Fußballges­chichte eingeht. Diesen Corona-Champion wird nie jemand vergessen.“

Mit seinem zweiten Triumph in der Königsklas­se mit den Bayern könnte auch ÖFB-Teamspiele­r David Alaba in die österreich­ische Fußballges­chichte eingehen. Aber bleibt der Wiener auch bei Bayern? Für Matthäus ist klar: „Wenn es ihm nur um das Geld geht, dann muss er verlängern. Denn viel mehr wird Alaba auch bei einem anderen Club nicht verdienen. Wenn er aber sagt, er will einmal das weiße Leibchen von Real Madrid tragen, oder er will einmal an der Seite von Messi spielen, dann kann ich ihn verstehen.“

Matthäus glaubt aber, dass Alaba in München verlängert: „Es geht doch nicht darum, ob ich eine Million mehr oder weniger verdiene. Sein Stellenwer­t bei Bayern ist enorm, diesen muss er sich bei einem anderen Club erst erarbeiten. In München ist er Chef in der Defensive, Fanlieblin­g und der Trainer vertraut ihm. Was will er noch mehr?“

„Geht es nur ums Geld, dann muss David Alaba bei den Bayern bleiben.“

Lothar Matthäus, Weltmeiste­r 1990

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BILD: SN/AFP
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