Commerzialbank-Aufsichtsratsvize: „Wir sind jetzt die Depperten“
Das Im-Kreis-Zeigen potenziell Mitverantwortlicher im Commerzialbank-Skandal geht weiter. Der Vizeaufsichtsratsvorsitzende der insolventen Regionalbank, Wilhelm Grafl, wehrt sich gegen den Vorwurf von FinanzprokuraturChef Wolfgang Peschorn, der Aufsichtsrat habe versagt. Man habe sich auf die Wirtschaftsprüfer von TPA und die Bankenaufsicht, also die Nationalbank OeNB und die Finanzmarktaufsicht FMA, verlassen.
„Wir sind jetzt die Depperten“, beklagte Grafl im Ö1-Radio. Diese hätten der Bank „immer eine weiße Weste bescheinigt. Und warum soll uns was auffallen, wenn nicht mal die Profis draufkommen, dass da kriminelle Machenschaften dahinter sind?“Bei den Prüfungen 2015, 2017 und 2020 habe der Aufsichtsrat
nichts davon erfahren, dass es Verdachtsmomente gebe. „Dass da ein Whistleblower dahinter ist, haben wir nie erfahren. Wenn wir da nicht agiert hätten, dann wären wir wirklich die Blöden gewesen“, so der gelernte Gastwirt Grafl.
Peschorn sieht bei Geschäftsleitung und Aufsichtsrat ein „rechtswidriges und schuldhaftes“Verhalten. Eine Rechtsgrundlagen für Klagen gegen die Republik gebe es nicht. Im Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz sei keine Haftung gegenüber Anlegern (nur Banken) festgeschrieben. Auch in Deutschland gebe es keine Haftung für ein „behauptetes Fehlverhalten“der Aufsicht. In Österreich sei dafür die Einlagensicherung ausgeweitet worden, die auch perfekt funktioniere.