Der faustische Urtrieb
Im Leserbrief „Reise zu einem neuen Planeten“vom 5. 8. ist „jeder Cent für die Erforschung des Mars doch blanker Hohn und unerträglicher Zynismus“. Es ist nicht gerecht, die Erforschung des Mars allein deshalb zu verteufeln, weil diese Gelder besser dazu verwendet werden sollten, die irdischen Missstände zu bekämpfen. Denn es gibt ebenfalls viele luxuriöse und milliardenschwere Wirtschaftszweige, deren Gelder genauso wenig dafür eingesetzt werden. Man müsste auch sie anprangern, aber selbstverständlich protestiert niemand. Warum also nur der Mars? Man denke nur an die ganze Vergnügungsund Freizeitindustrie, an teure Luxusreisen, ja sogar an den Kunst- und Kulturbetrieb und, nicht zu vergessen, an die Industrie der Luxusgüter. Im Übrigen ist die Erforschung des Mars nur ein winziger Baustein einer gigantischen Maschinerie zur Entschlüsselung des Universums. Sie wird angetrieben durch ultratechnische Weltraumsonden, durch immer größere Teleskope, durch riesige Anlagen auf und unter der Erde, etliche davon mehrere Kilometer tief im Eis der Antarktis zum Auffangen von Signalen aus dem Weltraum, und nicht zuletzt durch höchstenergetische, monströse Teilchenbeschleuniger. Die Erforschung des Mars und des übrigen Weltraums ist Ausdruck des faustischen Urtriebs des Menschen zur Suche nach Erkenntnis.
Benno Treml, Mitglied der VEGA-Sternwarte des Hauses der Natur,