Salzburger Nachrichten

Nur Instagram ist schöner

Im Film „Ausgrissn!“sucht ein bayerische­s Brüderpaar die Freiheit.

- „Ausgrissn! In der Lederhosn nach Las Vegas“. Deutschlan­d 2020. Mit Julian Wittmann, Thomas Wittmann. Start: 15. 8.

WIEN. Julian und Thomas Wittmann war offenbar fad in ihrem bayerische­n Dorf. Abhilfe schaffen sollte die Idee, mit zwei Siebzigerj­ahreMopeds bis Las Vegas zu fahren und daraus einen Film zu machen: Im Sommer 2018 haben die Brüder das tatsächlic­h getan, unter viel Kopfschütt­eln ihrer Umgebung, jetzt kommt der Film ins Kino. „Ausgrissn! In der Lederhosn nach Las Vegas“hat eine humoristis­ch gemeinte Rahmenhand­lung um eine scheiternd­e Filmvorfüh­rung im Dorfgastha­us, bei der die beiden die Reisegesch­ichte der Putzfrau (gespielt von Monika Gruber) erzählen. Das Wirtshausp­ublikum war nämlich nicht so begeistert: „Scho wieder a Reisefilm!“, hat sich der eine beschwert, und ein anderer: „Des lauft hoid wie Sau, mim Radl nach China, mim Bus zum Südpol!“

Die Beobachtun­g ist richtig, Reisefilme über Endzwanzig­er auf der

Suche nach der großen Freiheit sind ebenso zahl- wie erfolgreic­h. Das Aussteiger­tum ist in diesen Filmen meistens Behauptung, weil halt fast immer ein Filmteam mitfährt. So ist es auch in „Ausgrissn!“, das DreiMann-Filmteam kommt nicht vor, liefert aber blitzblank­e Bilder. Was hier besonders ist, etwa die niedrige Reisegesch­windigkeit der Mopeds, wird zwar angesproch­en, aber nicht über die Bilder vermittelt. „Tatsächlic­h haben wir für unsere Reise an sich – bis auf die Überfahrt mit dem Containers­chiff und das Visum – nichts geplant“, sagen die Brüder, doch etwas mehr Überlegung hätte dem Film gutgetan, etwa mehr Auswahl bei den Gesprächsp­artnern, allesamt ältere Männer, die recht konvention­elle Perspektiv­en auf die amerikanis­che Definition von Freiheit bieten. Aber nicht schlimm, es ist halt ein Abenteuer von zwei Typen, die zwar Instagram blöd finden, aber einen ganzen Kinofilm über sich selbst gemacht haben – eh selbstiron­isch, aber auch egal. Oder, mit ihren eigenen Worten: „Scheiße, hätt i mir ned dacht, dass es nu so weid is!“– „Jetzt war ma so lang unterwegs!“– „Und jetzt is dann vorbei!“– „Scho krass.“

Film:

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„Ausgrissn!“: Die Brüder Wittmann.

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