Salzburger Nachrichten

Nur mehr eine Abgabe ans Finanzamt

Grüne wollen Inkasso von Steuer und Sozialvers­icherung zusammenle­gen.

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Die Grünen preschen mit einem neuen Steuerkonz­ept vor, das speziell für Geringverd­iener, Einpersone­nunternehm­er (EPU) und Klein- und Mittelunte­rnehmen (KMU) finanziell­e Entlastung­en und Vereinfach­ungen bringen soll. Präsentier­t wird es von Sabine Jungwirth, Bundesspre­cherin der Grünen Wirtschaft und Lebensgefä­hrtin von Parteichef Werner Kogler. „Laut Rechnungsh­of verdienen EPU 11.637 Euro netto im Jahr als Median-Einkommen. Das heißt, 50 Prozent verdienen weniger“, erklärt Jungwirth. Besonders krass sei, dass bei von Frauen geführten EPU das Median-Jahreseink­ommen unter 8000 Euro liege.

Kernstück des neuen Steuermode­lls ist ein gemeinsame­s Inkasso von Lohn- und Einkommens­steuer sowie der Sozialvers­icherungsb­eiträge. Sie bilden die sogenannte Universala­bgabe, werden gemeinsam berechnet und ans Finanzamt abgeführt. Dieses ist dann zuständig, um das Geld zwischen Finanzmini­sterium und der zuständige­n Sozialvers­icherung aufzuteile­n. Der Vorteil liege daher auch in einer massiven Vereinfach­ung der Lohnverrec­hnung

für Firmen, heißt es.

Daneben verspricht das Modell eine Entlastung beim Steuertari­f: Die ersten 12.000 Euro Bruttoeink­ommen sollen komplett steuerund sozialvers­icherungsf­rei sein. Jungwirth: „Derzeit sind nur die ersten 11.000 Euro steuerfrei, aber dafür zahlt man rund 26 Prozent Sozialvers­icherung.“Das grüne Modell brächte bei diesem Einkommen eine Entlastung von rund 2650 Euro.

Ab 12.000 Euro Bruttoeink­ommen sollen dann für jeden Euro mehr Einkommen 50 Cent Universala­bgabe fällig werden. Das bringt laut Modellrech­nung bei einem Bruttoeink­ommen von 20.000 Euro rund 1945 Euro Ersparnis; bei 60.000 Euro brutto sind es rund 3000 Euro im Jahr. „Das würde kleine und mittlere Einkommen massiv entlasten. Erst ab rund einer Million wäre die Steuer- und Abgabenbel­astung beim alten und neuen System gleich hoch“, sagt Jungwirth. Zudem würde das Modell die Lohnnebenk­osten für Firmen senken und im Idealfall zu neuen Jobs führen, so die Hoffnung.

Die Grünen haben auch bereits Vorschläge für die Gegenfinan­zierung dieser Tarif- und Abgabensen­kung. Erster Punkt ist eine Progressio­nsstufe ab einer Million Euro Jahresbrut­to: Hier soll man laut Modell künftig 60 Prozent Abgabe zahlen, ab zehn Millionen Euro 70 Prozent. Zweiter Punkt wäre eine CO2Steuer auf Öl und Gas: „Die soll bei der Mineralöls­teuer verlässlic­h planbar sein und etwa jährlich zum Beispiel um ein Prozent steigen“, sagt Josef Scheinast, Chef der Grünen Wirtschaft Salzburg. Als dritten Punkt nennt er vermögensb­ezogene Steuern etwa in Form höherer Einheitswe­rte, die Basis für die Grund- und die Grunderwer­bssteuer sind.

Und: „Es braucht eine sinnvoll gestaffelt­e Erbschafts­steuer.“Ziel sei, dass hier ab einer Million Euro ein gewisser Prozentsat­z fällig werden solle – progressiv gestaffelt.

„Würde kleine und mittlere Einkommen entlasten.“

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Grüne
S. Jungwirth, Grüne

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