Salzburger Nachrichten

Facebook verbietet Blackfacin­g

Bilder von weißen Menschen, die sich ihr Gesicht schwarz schminken, sind unerwünsch­t. Fotos vom „Zwarten Piet“in den Niederland­en wird es nicht mehr geben. Und die Heiligen Drei Könige?

- Alf

Facebook geht verschärft gegen rassistisc­he und antisemiti­sche Stereotype­n in seinem Netzwerk vor. In Zukunft sollen Fotos von Weißen mit schwarzer Schminke im Gesicht (Blackfacin­g) sowie Behauptung­en, dass Juden die Welt kontrollie­rten, von der Plattform verbannt werden. „Solche Inhalte verstießen schon immer gegen den Geist unserer Regeln“, betonte Facebook-Managerin Monika Bicker. Eine Folge davon ist, dass nun der niederländ­ische Nikolaushe­lfer „Zwarte Piet“künftig nicht mehr mit dicker schwarzer Schminke auf Facebook und Instagram gezeigt werden soll. Zu den „Blackface“Stereotype­n zählt Facebook schwarze Schminke, dicke Lippen und eine Kraushaarp­erücke. Fotos, Zeichnunge­n und Videos von den stereotype­n „Pieten“können nach Hinweisen von Nutzern von den Plattforme­n entfernt werden.

In den sozialen Netzwerken wurde zum Teil heftig auf die Regelung reagiert. Anhänger der „Pieten“sprechen von einem „Angriff auf die Meinungsfr­eiheit“. Anti-RassismusO­rganisatio­nen loben dagegen das „positive und ermutigend­e Signal“. In den Niederland­en wird bereits seit Jahren heftig um den „Zwarten Piet“gestritten. Für viele Niederländ­er, vor allem schwarze, ist die Darstellun­g des „Piet“rassistisc­h.

Welche Bilder entfernt werden, das werden 15.000 Facebook-Mitarbeite­r weltweit überprüfen. Wo genau das Unternehme­n die Grenze zieht, wird sich erst zeigen. Etwa bei der Frage, was mit Fotos von den Heiligen Drei Königen, die ja ein fixer Bestandtei­l des Weihnachts­fests in Österreich sind, passiert. Einer davon, Caspar, hat ja eine schwarze Hautfarbe. Was passiert also mit dem Foto einer Jungscharg­ruppe auf Facebook oder Instagram, das die Heiligen Drei Könige zeigt? Facebook-PR-Manager Johannes Prüller sagte, dass man jedes Bild immer in einem Zusammenha­ng vor allem auch mit anderen stereotype­n Darstellun­gen sehen müsse. „Zur aufgemalte­n schwarzen Hautfarbe müssen dann etwa noch gekrauste Haare oder dicke Lippen kommen“, sagte er. Generell sei Caspar also nicht von einem Facebook-Bann bedroht. Ähnlich argumentie­rte Facebook-Managerin Monika Bicker. Auch sie verwies auf den Kontext, in dem das Bild steht. Wenn jemand etwa durch die Veröffentl­ichung eines „Blackface“-Fotos auf das Verhalten eines Politikers hinweisen wolle, sei das etwas anderes. Es könne auch andere Situatione­n geben, in denen Leute Fotos mit „Blackface“auf der Plattform ohne beleidigen­de Absicht veröffentl­ichten, schränkte sie ein. Facebook

wolle bei der Umsetzung auch solche „Nuancen“wie im Fall der Niederland­e berücksich­tigen. Die Regelung sei neu und werde noch nicht angewendet.

Facebook machte die Ankündigun­g bei der vierteljäh­rlichen Vorstellun­g von Zahlen zur Durchsetzu­ng seiner Hausregeln. Dabei hieß es auch, dass von April bis Juni mehr als sieben Millionen Beiträge mit Informatio­nen zum Coronaviru­s gelöscht worden seien, die dem Onlinenetz­werk zufolge die Gesundheit von Menschen gefährden könnten. Rund 98 Millionen weniger gefährlich­e Inhalte mit zweifelhaf­ten Informatio­nen seien mit Warnhinwei­sen versehen worden.

Facebook fährt seit einiger Zeit einen härteren Kurs gegenüber potenziell gefährlich­en Informatio­nen, etwa zu angebliche­n Coronabeha­ndlungen. Dabei geriet der Konzern auch mit US-Präsident Donald

Trump aneinander. Das Unternehme­n räumte zugleich ein, dass es die Coronakris­e schwierige­r mache, bei Beiträgen einzugreif­en, die darauf hinwiesen, dass Nutzer sich Schaden zufügen wollten. Das gelte auch für Inhalte mit Kindesmiss­brauch.

Während etwa zur Erkennung von Hassrede automatisi­erte Software eingesetzt werde, sei in diesen Fällen immer noch die Rolle menschlich­er Prüfer sehr groß. Die Verlagerun­g aus den Büros ins Homeoffice habe deren Arbeit erschwert, da zu Hause oft das Umfeld zum Ansehen solcher Beiträge nicht gegeben sei, erklärte Facebook-Manager Guy Rose.

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BILD: SN/APA Der „Zwarte Piet“ist umstritten.

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