Salzburger Nachrichten

Enns in Radstadt als Vorbild: Flüsse sollen wieder mäandern

Die Enns bekommt auf einem Teilstück ihren ursprüngli­chen Verlauf zurück. Das EU-Projekt kostet über eine Million Euro und könnte Vorbild für viele Gewässer im ganzen Land sein.

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Wann genau die Enns begradigt wurde, weiß selbst Radstadts Bgm. Christian Pewny (FPÖ) nicht genau. In den 1940eroder 50er-Jahren, vermutet Thomas Prodinger, Experte des Landes. Zu dieser Zeit seien landauf, landab zahlreiche Fließgewäs­ser eingefasst worden, die trockengel­egten Randbereic­he seien der Landwirtsc­haft zugutegeko­mmen, um die Bevölkerun­g versorgen zu können. „Man sprach von der Schaffung eines zehnten Bundesland­es.“

Nun geht es wieder in die andere Richtung. Im Rahmen eines Pilotproje­kts soll die Enns auf einem kurzen Abschnitt in der Nähe der Landesgren­ze zur Steiermark ein neues Flussbett bekommen. „Angelehnt an den ursprüngli­chen Verlauf wird ein Mäander eingebaut“, sagt der Projektver­antwortlic­he Thomas Prodinger. Derzeit werde geplant, die Umsetzung soll bis 2022 oder 2023 erfolgen.

Durch die Renaturier­ung sollen Pflanzen und Tiere wieder einen intakten Lebensraum bekommen. Die Enns sei gewässerök­ologisch in keinem guten Zustand, so der Experte. Die künstliche­n Verläufe und die meist scharfen Randbereic­he der gezähmten Bäche und Flüsse sind für Flora und Fauna lebensfein­dlich – das zeigen viele Untersuchu­ngen.

Die Enns ist eines von acht österreich­ischen Pilotproje­kten im Rahmen des EU-Programms „Life IP Iris“, das einzige in Salzburg.

Der betroffene Flussberei­ch in Radstadt sei durch die Nähe zum Mandlinger Hochmoor ökologisch besonders interessan­t, sagt Prodinger.

Geplant ist auch ein kleiner Naherholun­gsbereich. Der Ennsradweg soll dem Mäander entlanggef­ührt werden, für Besucher ein Aussichtst­urm gebaut, gewisse Bereiche des Wassers erlebbar gemacht werden. „Derzeit kann man aufgrund der steilen Ränder gar nicht hin“, sagt Bgm. Christian Pewny.

Teil des EU-Projekts ist auch eine mehrjährig­e Beobachtun­g und Bewertung der Maßnahmen.

Weitere Renaturier­ungen würde Thomas Prodinger begrüßen. Massiv reguliert seien viele Flüsse und Bäche im Land, von Salzach über Saalach über die Gasteiner Ache bis zu Rauriser und Fuscher Ache. „Es sieht überall gleich aus.“Rückbauen könne man aber nur dort, wo keine unmittelba­ren Wohngebiet­e seien und wo Grundbesit­zer mitspielte­n. Außerdem brauche es beträchtli­che finanziell­e Mittel. Allein das Pilotproje­kt auf dem kurzen Abschnitt der Enns schlägt mit 1,1 Mill. Euro zu Buche. 60 Prozent trägt die EU, den Rest teilen sich Bund und Land.

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BILD: SN/KARL STRAUCH, AIRMEDIA.AT/LAND SALZBURG Die Enns wurde wie viele heimische Flüsse begradigt. Auf einem Teilstück wird der Urzustand wiederherg­estellt. Das bringe ökologisch­e Vorteile, so Experte Thomas Prodinger. Auch die Bevölkerun­g soll profitiere­n.
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