Das Zitronentörtchen frischt schöne Erinnerungen auf
Caroline Peters und Frank Dehner haben eine Pop-up-Galerie in Salzburg eröffnet. Dort warten witzige, skurrile und zauberhafte Postkarten darauf, beschrieben und verschickt zu werden.
SALZBURG-STADT. Es war eine an Freunde geschickte Weihnachtskarte, die zur Idee mit den Postkarten führte. „Sie hing im Sommer immer noch am Kühlschrank unserer Freunde“, erzählt Frank Dehner. Darauf zu sehen war der Weihnachtsmann auf der Couch von Freud – eine Collage, die Caroline Peters und Frank Dehner zusammengestellt hatten. Als dann Caroline Peters ein Jahr danach für ein künstlerisches Engagement den Sommer in Paris verbrachte, kam Frank Dehner mit. Dabei ist eines der ersten Motive für Frank Dehners Postkartenserien entstanden: ein angebissenes Zitronentörtchen mit Wolken am Himmel, die der Baiserhaube am Gebäck ähneln. „Wir waren auf dem Weg in die Bretagne und hatten an einer Raststätte diese wunderbaren Tartes entdeckt“, erinnert sich Frank Dehner. Es war dann diese Erinnerung an die gemeinsame Zeit in Frankreich, die er seiner Partnerin Caroline Peters als Postkarte zu einem späteren Filmdreh nach Berlin schickte. „Das, was ich dazugeschrieben hatte, war so etwas wie ,Lass uns sofort zurückfahren in die Bretagne‘“, sagt Frank Dehner. Das besagte Postkartenmotiv ist Teil der Serie „Von Ah nach Beh“, die es nun im Pop-up-Store von Caroline Peters und Frank Dehner in der Kaigasse zu kaufen gibt.
Ihren Kunst- und Postkartenverlag „art postal – offene Gesellschaft“haben die beiden 2017 gegründet, seit 2018 befinden sich Galerie, Atelier und Verlagszentrale in der Margaretenstraße in Wien. Dieses Geschäft ist derzeit geschlossen und als Pop-up-Galerie bis zum 26. August auf Sommerfrische in Salzburg. Während Caroline Peters ihren Aufgaben als Buhlschaft der Salzburger Festspiele nachkommt, macht Frank Dehner sich auf die Suche nach Salzburg-Motiven für eine neue Postkartenserie.
„Gesehen habe ich schon einiges“, meint er und ergänzt: „Alles, was mit dem ,Jedermann‘ zu tun hat, der Dom, die Aufbauten davor. Ich mag aber auch den Blick die Salzach hinunter, das ist wie der Blick eines mittelalterlichen Malers. Oder die Nonnbergstiege im richtigen Licht.“Der Umgang mit Licht ist für Frank Dehner das Um und Auf beim Fotografieren. „Das Licht kann alles verändern. So haben wir unseren Laden in Wien gefunden: Ich bin daran vorbeigelaufen, als er wunderschön von der Sonne durchleuchtet war. Wäre ich zu einem anderen Tageszeitpunkt vorbeigekommen, wäre er wahrscheinlich grau gewesen und ich hätte ihn gar nicht wahrgenommen.“
Bei „art postal“sind neben Frank Dehners eigenen Motiven auch Poster und Postkartenserien anderer Künstler erschienen – darunter von Michael Horowitz,
Mathias Bothor und Janina Audick. Auch eine Virenserie gehört in Coronazeiten dazu. Anlässlich der Salzburger Festspiele ist eine Sonderedition mit Theaterfotografien von Ruth Walz erschienen. Bilder von ihr sind zudem in einer Ausstellung in der Pop-up-Galerie zu sehen.
Doch wer schreibt noch Postkarten und vor allem: Was schreibt man drauf? Frank Dehner lächelt. „Wir schreiben uns ja ständig Nachrichten auf Handys. Das funktioniert auch auf einer Postkarte. Wer einen Denkanstoß braucht, findet ihn in Jurek Beckers Postkartenbuch ,Am Strand von Bochum ist allerhand los‘, das bei uns aufliegt.“Darin schreibt Becker an die von ihm als „alte Biokarotte“angesprochene Adressatin: „Keine Wellen, kaum Wind, der Strand nicht überlaufen, alle paar Meter ein freier Sonnenschirm. Es gibt nur ziemlich viele Quallen, aber ich will gar nicht erst anfangen zu klagen. Auch an Badeorten wie Berlin, Acapulco oder Honolulu könnte man allerhand aussetzen.“
„Wir schreiben uns ja ständig Nachrichten auf Handys. Das funktioniert auch auf einer Postkarte.“