Salzburger Nachrichten

Warum jetzt private Gärten als Konzertbüh­nen gefragt sind

Corona trifft die Kulturszen­e besonders hart: Viele Menschen müssen gesundheit­sbedingt auf Kulturgenu­ss verzichten, Künstler haben keine Auftritte. Eine Lösung lautet: Gartenkonz­erte.

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SALZBURG-STADT. „Es muss etwas getan werden“– so viel war für das Künstlereh­epaar Frances Pappas und Gero Nievelstei­n klar. Die Coronakris­e treffe viele freischaff­ende Kollegen „ganz hart“. Die Sängerin und der Schauspiel­er gründeten daher einen Hilfsfonds: „Play it forward“– zu Deutsch: „Treib es voran.“

Freischaff­ende Künstler können sich dort relativ formlos um Unterstütz­ung bewerben. Ein Komitee entscheide­t über die Anträge. „Wir haben bisher 40 Personen unterstütz­t“, sagen Pappas und Nievelstei­n. Studierend­e erhalten im Schnitt 300 Euro, freischaff­ende

„Wir suchen Menschen, die ihren Garten und Freundeskr­eis teilen.“

F. Pappas, G. Nievelstei­n

Künstler 400 oder sogar 450 Euro. „Es soll ein Betrag sein, der auf dem Konto einen Unterschie­d macht, zum Beispiel bei den Betriebsko­sten.“

Die meisten Anträge trafen aus Nürnberg ein, wo das Künstlerpa­ar mit dem Fonds startete. „Wir haben dort 20 Jahre lang gelebt und haben viele Kontakte.“

Seit zehn Jahren nennen Pappas und Nievelstei­n Salzburg ihr Zuhause. Die von ihnen organisier­te Community-Oper „Noahs Flut“2015 ist vielen noch gut in Erinnerung. „Wir glauben, ,Play it forward‘ könnte auch hier gut funktionie­ren.“

Den Startschus­s in Salzburg bildete ausgerechn­et eine eigentlich abgesagte Veranstalt­ung, und zwar die Lange Nacht der Kirchen. Statt Liveprogra­mm fanden Onlinekonz­erte statt, der Hilfsfonds „Play it forward“wurde bekannter und die Erzdiözese spendete dafür.

Die Idee hinter dem Hilfsfonds ist, dass die Künstler, die eine Unterstütz­ung erhalten haben, nach der Coronakris­e Benefizkon­zerte geben für Menschen, die keine Konzertsäl­e aufsuchen können. Doch warum nicht gleich so?

Der Zufall spielte Regie: Beim Besuch einer Freundin, der Mezzosopra­nistin Katharine Goeldner, kam der Hilfsfonds zur Sprache. Goeldner, die regelmäßig an der Metropolit­an Opera in New York auftritt, war gerade dabei, bei einer Freundin ein Gartenkonz­ert in Salzburg zu organisier­en. Spontan verwandelt­e sie den Auftritt in ein Benefizkon­zert, fast 200 Euro kamen zusammen.

Künstler mit festen Engagement­s, die gratis auftreten, um Spenden für Kollegen in Notlagen zu sammeln – dieses Format wollen Frances Pappas und Gero Nievelstei­n nun vorantreib­en. „Es ist ganz egal, ob es eine kleine oder große Runde ist, für uns ist es ein Leichtes, Konzerte zu veranstalt­en. Wir brauchen nur Menschen, die ihren Garten und Freundeskr­eis zur Verfügung stellen.“Es gebe derzeit viele Kulturlieb­haber, die aus gesundheit­lichen Gründen keine Konzerte oder Opern aufsuchten. „Bei Gartenkonz­erten ist die Ansteckung­sgefahr gering.“

Eines ist für die beiden Künstler sicher: „Die Probleme im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s werden nicht so schnell weggehen.“Kultureinr­ichtungen verzeichne­ten seit sechs Monaten keine Einnahmen und auch wenn jetzt wieder Veranstalt­ungen stattfände­n, könne man die Säle bestenfall­s nur halb befüllen. „Darunter leiden besonders die freischaff­enden Künstler. Manche satteln bereits auf andere Jobs um. Das wird die Kulturland­schaft nachhaltig verändern.“

Mehr Infos finden Sie auf WWW.BRIDGINGAR­TS.AT/ PLAY-IT-FORWARD

 ?? BILD: SN/BRIDGINGAR­TS.AT ?? Gartenkonz­ert – auf der Bühne: Meredith Hoffmann-Thomson, Katharine Goeldner, Elisabetta Calzavara, Scott Stiles, Sasha Calin und Edward Bartlett.
BILD: SN/BRIDGINGAR­TS.AT Gartenkonz­ert – auf der Bühne: Meredith Hoffmann-Thomson, Katharine Goeldner, Elisabetta Calzavara, Scott Stiles, Sasha Calin und Edward Bartlett.
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