Salzburger Nachrichten

Ibiza-Affäre beschäftig­t die Korruption­sjäger weiterhin

Warum wurden die Ermittlung­en gegen parteinahe Vereine eingestell­t? Wo wird noch weiter ermittelt?

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WIEN. „Ich kann ein paar nennen, die zahlen aber nicht an die Partei, sondern an einen gemeinnütz­igen Verein“, sagte Ex-FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache auf Ibiza. Es waren Aussagen wie diese, die nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos die Ermittlung­en zu parteinahe­n Vereinen ins Laufen brachten. Strache sagte auf dem Video auch: „Der Verein ist gemeinnütz­ig, der hat nichts mit der Partei zu tun. Dadurch hast du keine Meldungen an den Rechnungsh­of.“

Seither standen unter anderem die Vereine Patria Austria, Austria in Motion, Wirtschaft für Österreich und das Institut für Sicherheit­spolitik im Fokus der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA). Nun wurden die Ermittlung­en in der Causa gegen Strache, den ehemaligen Klubobmann Johann Gudenus und den ehemaligen Nationalra­tsabgeordn­eten Markus Tschank offiziell eingestell­t. Auch die Ermittlung­en gegen ÖVP- und SPÖ-nahe Vereine wurden eingestell­t. Insgesamt wurden 13 parteinahe Vereine durchleuch­tet, nachdem Strache die Umgehungsk­onstruktio­n für Parteifina­nzen auf Ibiza skizziert hatte.

„Hinsichtli­ch des Faktums ,Vereinsspe­nden‘ konnte der Nachweis einer strafbaren Handlung (...) nicht erbracht werden“, heißt es trocken in dem Schreiben der Staatsanwa­ltschaft an die Betroffene­n. Ermittelt worden war wegen Untreue, weil möglicherw­eise die Gelder von Firmen oder Vereinen zweckentfr­emdet wurden. Dafür gab es offenbar keine Beweise.

Wegen Korruption konnte die WKStA in dieser Causa nicht ermitteln, weil Strache und Gudenus zum Zeitpunkt des Ibiza-Video keine Amtsträger waren.

Auch die verdeckte Parteienfi­nanzierung ist in Österreich per se nicht strafbar. „Das könnte nur ein Verwaltung­sstraftatb­estand nach dem Parteienge­setz sein“, sagt der Politikwis­senschafte­r Hubert Sickinger im SN-Gespräch. Ihn überrascht der Schritt deshalb nicht. „Es gibt die strafrecht­liche und die politische Ebene“, sagt er. Die WKStA sei nur für das Strafrecht zuständig. Moralisch und politisch seien parteinahe Vereinskon­struktione­n trotzdem problemati­sch. „Denn wir wissen, dass es Spenden an parteinahe Vereine gibt und gab.“

Strache, Gudenus und die FPÖ zeigen sich jedenfalls erfreut angesichts der Einstellun­g. Er habe stets betont, „dass jegliche Spenden zu 100 Prozent rechtskonf­orm abzuhandel­n seien und auch keinerlei Gegenleist­ungen für etwaige Zuwendunge­n erwartet werden können“, teilte Strache per Aussendung mit. Für Gudenus sei nun bewiesen, „dass vor den Ibiza-Gangstern nur geprahlt wurde“. Und aus der FPÖ heißt es: „Von all den betroffene­n Vereinen wurden keine Spenden an die Partei getätigt.“

SPÖ und Neos versichert­en am Montag, dass sie das Thema weiter im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss beleuchten wollten, auch wenn nicht mehr ermittelt werde.

Die Staatsanwä­lte haben allerdings noch weitere Stränge in der Ibiza-Affäre zu untersuche­n. So laufen die Ermittlung­en wegen möglicher Bestechlic­hkeit in der CasinosAus­tria-Affäre, die im Zuge des Ibiza-Skandals ans Licht gekommen war, weiter. Der Verdacht: Der FPÖPolitik­er Peter Sidlo soll während Türkis-Blau auf einem Ticket des Glücksspie­lkonzerns Novomatic in den Vorstand der Casinos Austria gehievt worden sein. Im Gegenzug könnte die FPÖ der Novomatic Glücksspie­llizenzen versproche­n haben. Auch dabei stehen unter anderem Strache, Gudenus, aber auch Ex-Finanzmini­ster Hartwig Löger von der ÖVP im Visier der Ermittler. Alle Genannten bestreiten die Vorwürfe.

Vor allem an einem Nebenschau­platz der Causa gab es zuletzt neue Entwicklun­gen. In der Spesenaffä­re, die im Zuge der Neuwahlen aufkam, werden demnächst Straches Konten geöffnet. Laut einem Akt des Bundeskrim­inalamts soll Strache in seiner Zeit als blauer Parteiobma­nn Rechnungen von rund 580.000 Euro über die FPÖ abgerechne­t haben. Die FPÖ will von ihrem neuen politische­n Gegenspiel­er das Geld zurück und hat sich als Privatbete­iligter dem Verfahren angeschlos­sen. Strache bestreitet die Vorwürfe.

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BILD: SN/APA Gegen Heinz-Christian Strache laufen weitere Ermittlung­en.

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