Salzburger Nachrichten

Vormarsch von Salvinis Lega gestoppt

Die Regionalwa­hlen in Italien waren der erste Stimmungst­est nach Beginn der Pandemie. Matteo Salvini hat sich überschätz­t.

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Das politische Erdbeben in Italien blieb aus. Stattdesse­n ging die Regierung in Rom gestärkt aus den Wahlen hervor, zu denen am Sonntag und Montag 18 Millionen Italiener aufgerufen waren. Es war der erste Stimmungst­est nach Ausbruch der Coronapand­emie, die Italien im Frühjahr besonders hart getroffen hatte.

Als einer der Wahlsieger wurde der Chef der Demokratis­chen Partei (Partito Democratic­o, PD), Nicola Zingaretti, ausgemacht. Denn die große Frage vor den Wahlen lautete, wie viele Hochburgen die Sozialdemo­kraten bei dieser Wahl einbüßen würden.

Gewählt wurde unter anderem in der traditione­ll linksorien­tierten Toskana, im von der Linken regierten Apulien und in Kampanien. In allen drei Regionen setzten sich die Kandidaten der Linken durch. PDParteich­ef Zingaretti sagte am Montagaben­d: „Die Demokratis­che Partei ist die stärkste Kraft in Italien.“

Diese Ansage ging auch in Richtung des Koalitions­partners von der Fünf-Sterne-Bewegung. Deren Anhänger, die „Grillini“, sind seit der Parlaments­wahl 2018 stärkste Kraft im Parlament. Sie konnten bei den Regionalwa­hlen ihren Negativtre­nd nicht stoppen.

In der Koalition in Rom gibt es vor allem zwei Streitthem­en, die nun wieder auf die Tagesordnu­ng gebracht wurden. Zum einen geht es um die Inanspruch­nahme der 34 Milliarden Euro an Hilfsgelde­rn aus dem Europäisch­en Stabilität­smechanism­us, die die Cinque Stelle (Fünf-Sterne-Bewegung) aus ideologisc­hen Gründen bislang ablehnten. Die Demokraten fordern zudem eine Abänderung der „Sicherheit­sdekrete“von Innenminis­ter Matteo Salvini, die die „Grillini“in der Vorgängera­llianz mit der Lega mittrugen. Danach werden Seenotrett­er im Mittelmeer mit schweren Strafen belegt. Dem Ergebnis der Regionalwa­hlen zufolge haben die Sozialdemo­kraten nun zusätzlich­en Schwung, ihre Forderunge­n durchzuset­zen.

Doch auch die Fünf-Sterne-Bewegung feierte sich am Montag. Mit knapp 70 Prozent sprach sich die große Mehrheit der Abstimmend­en in einem mit den Regionalwa­hlen abgehalten­en Referendum für die Reduzierun­g der Parlamenta­rier in Rom ab der kommenden Legislatur­periode aus. Das bereits vom Parlament in doppelter Lesung verabschie­dete Gesetz zur Verringeru­ng der Kosten des politische­n Betriebs war eines der wichtigste­n Themen der vom Komiker Beppe Grillo gegründete­n Bewegung.

Außenminis­ter Luigi Di Maio von den Cinque Stelle, der mit 100 Millionen Euro Einsparung­en jährlich rechnet, bezeichnet­e das Ergebnis als „historisch“. Der Reform zufolge wird die Zahl der mehr als 900 Parlamenta­rier in Abgeordnet­enhaus und Senat ab der kommenden Legislatur­periode um etwa ein Drittel verringert.

Bei den Regionalwa­hlen stand vor allem die traditione­ll linksorien­tierte Toskana im Blickpunkt. Lega-Chef Matteo Salvini wollte mit einer eigenen Kandidatin die Region für die Rechte gewinnen und so eine Regierungs­krise in Rom heraufbesc­hwören.

Dieser Plan ging allerdings nicht auf. Der Sozialdemo­krat Eugenio Giani setzte sich mit 48,6 Prozent gegen die Lega-Kandidatin Susanna Ceccardi durch, die 40,4 Prozent erreichte. In Venetien blieb Gouverneur Luca Zaia (Lega) mit 76,8 Prozent im Amt, es ist der höchste Sieg eines Regionalpr­äsidenten bei einer Wahl in Italien.

Auch in Ligurien konnte sich der Kandidat der Rechten, Giovanni Toti, im Amt halten. Allein in der Region Marken gelang dem konservati­ven Lager nach 25 Jahren die Wachablösu­ng. Francesco Acquaroli von der Rechts-außen-Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) setzte sich mit 49,1 Prozent gegen den Kandidaten der Linken durch. Die Auszählung im Aosta-Tal war am Dienstag noch nicht beendet.

„Die Demokratis­che Partei ist die stärkste Kraft in Italien.“

Nicola Zingaretti, PD-Chef

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BILD: SN/AFP Hat sich wohl ein anderes Wahlergebn­is erhofft: der Chef der rechtspopu­listischen Lega, Matteo Salvini.

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