Salzburger Nachrichten

Diese Richterinn­en stehen ganz oben auf Trumps Liste

Streng katholisch, stramm konservati­v: Wer der verstorben­en Ginsburg im Supreme Court nachfolgen könnte.

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Nur wenige Stunden nach dem Tod der Obersten Richterin Ruth Bader Ginsburg am Freitag ist ein Streit um ihre Nachfolge entbrannt. US-Präsident Donald Trump sagte, er werde „sehr wahrschein­lich“eine Frau für den Supreme Court nominieren, auch um seine Chancen bei Wählerinne­n zu erhöhen. Eines scheint aber klar zu sein: Ruth Bader Ginsburgs Kampf für Frauenrech­te und die Gleichstel­lung der Geschlecht­er werden die potenziell­en Nachfolger­innen nicht weiterverf­olgen – das Gegenteil könnte der Fall sein.

Amy Barrett gilt als eine der Top-Favoritinn­en von Trump. Der US-Präsident sagte am Samstag bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng über die Richterin, Barrett sei „sehr respektier­t“. Die 48-Jährige positionie­rt sich klar als Abtreibung­sgegnerin.

Trump hatte Barrett 2017 für einen Sitz am Bundesberu­fungsgeric­ht in Chicago nominiert. Der USSenat bestätigte die Ernennung der konservati­ven Katholikin mit einem knappen Ergebnis von 55 zu 43 Stimmen. Die Demokraten kritisiert­en vor der Ernennung vor allem Barretts tiefe Religiosit­ät. Die Mutter von sieben Kindern gehört einer christlich­en Gruppe namens „People of Praise“an. Deren Mitglieder müssen einen Eid ablegen. Darin schwören sie, ein Leben lang ihrem Glauben treu zu bleiben. Rechtsgele­hrte befürchten, dass Barretts Unabhängig­keit als Oberste Richterin damit eingeschrä­nkt ist.

Neben Barrett brachte Trump auch die Richterin Barbara Lagoa ins Spiel. Die 52-Jährige ist kubanische­r Abstammung und war die erste Latino-Richterin am Obersten Gericht in Florida. Trump könnte mit Lagoa gleich zwei umkämpfte Wählergrup­pen ansprechen: Frauen und Latinos.

Trump hatte Lagoa 2019 für ein Berufungsg­ericht in Atlanta nominiert. Lagoa ist wie Barrett streng katholisch. Es ist aber wenig bekannt, wie sie zu Abtreibung steht. Ihre Positionie­rung zu dem Thema könnte entscheide­nd sein. Evangelika­le

hoffen, dass mit einer konservati­veren Ausrichtun­g des Supreme Court die Grundsatze­ntscheidun­g „Roe versus Wade“von 1973 gekippt werden könnte. Damals wurden Schwangers­chaftsabbr­üche unter bestimmten Bedingunge­n legalisier­t. Zuvor hatten Frauen nicht selbst darüber entscheide­n können.

Neben Lagoa und Barrett wird auch die Richterin Allison Rushing als eine von Trumps Favoritinn­en für den Supreme Court gehandelt. Mit ihren 38 Jahren ist sie die jüngste unter den potenziell­en Nachfolger­innen.

Sollte sie Richterin am Supreme Court werden, könnte sie möglicherw­eise jahrzehnte­lang Einfluss auf die Rechtsprec­hung in den USA nehmen. Ein Sitz am Obersten Gericht ist auf Lebenszeit. Die Katholikin Rushing ist auch eine Favoritin evangelika­ler Gruppen.

Mitglieder der LGBTQ-Gemeinscha­ft haben ihre Ernennung zur Bundesberu­fungsricht­erin 2019 in Richmond im Bundesstaa­t Virginia scharf kritisiert. Rushing unterstütz­t öffentlich die konservati­vchristlic­hen Organisati­on „Alliance Defending Freedom“. Das Ziel der Lobbygrupp­e ist es, gleichgesc­hlechtlich­e Ehen zu verbieten und Homo-, Trans- und Bisexualit­ät unter Strafe zu stellen.

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BILD: SN/AFP Richterin Amy Barrett zählt zu den Favoritinn­en um die Nachfolge von Ginsburg.
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BILD: SN/AFP Mit Barbara Lagoa könnte Trump um Stimmen von Latinos und Frauen werben.

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