Shake Stew: „Nicht live spielen? Das ist keine Option“
SALZBURG. Wenn sich Lukas Kranzelbinder die Songs auf dem aktuellen Album seiner Band Shake Stew durchhört, erscheint ihm dabei manches fast irreal. Der Mitschnitt von einem Konzert im Wiener Porgy & Bess im vergangenen Winter zum Beispiel. „Es war restlos ausverkauft, die Leute sind bis nach vorn zur Bühne gestanden“, erzählt der österreichische Bassist. „Diese Energie war einfach unglaublich.“Auch vom holländischen North Sea Festival, vom Jazzfestival Saalfelden und von anderen Orten, an denen die für die starke Sogkraft ihres Spiels bekannte Band auftrat, sind auf dem Tonträger Stücke dokumentiert. Der Albumtitel „(A)Live!“betont aber nicht nur die energetischen Qualitäten des Septetts. Er spielt auch darauf an, dass Konzerte für Musiker seit dem Ausbruch der Pandemie zur Überlebensfrage geworden sind. Wie unwägbar und kompliziert der Weg zu einem Auftritt mittlerweile sein kann, erlebte die Band etwa vergangene Woche.
In der deutschen Stadt Schwäbisch Hall sollten Shake Stew am Freitag spielen. Zwei Tage vor dem Konzert kam Wien auf Deutschlands rote Coronaliste. Weil zu diesem Zeitpunkt aber alle Bandmitglieder
mit anderen Projekten zwischen Wien und Innsbruck unterwegs gewesen seien, erzählt Kranzelbinder, „mussten wir unter Zeitdruck an unterschiedlichsten Orten Coronatests für alle auftreiben, damit wir reisen durften“. Trotz aller Schwierigkeiten und Zusatzkosten sei die Band Freitag früh im Tourbus gesessen. „Auf Dauer ist dieser Zustand sicher nicht durchhaltbar“, sagt der Musiker, „aber unsere Einstellung ist: Eine Option, dass Livemusik nicht stattfindet, kann es einfach nicht geben. Konzerte sind eine Notwendigkeit, kulturell und gesellschaftlich. Es gibt keine Alternative.“
Am Donnerstag (24. 9.) steht Salzburg auf dem Tourplan von Shake Stew. Unter dem Motto „(A)Live!“treten Kranzelbinder, Clemens Salesny, Fabian Rucker, Martin Eberle, Oliver Potratz, Herbert Pirker und Christian Eberle im Jazzit auf. Dabei dürfte auch zu hören sein, warum die Jury beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik kürzlich geurteilt hat, die Band kenne eine Zauberformel zur Verbindung von „Magie und Energie“.
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