Der Tanz auf der Rasierklinge
Die länderübergreifende ICE-Hockey-Liga startet am Freitag als eine der ersten Eishockey-Ligen Europas – mit beschränkten Zuschauerzahlen, einigen Fragen und erstaunlich viel Mut.
WIEN. Sie waren die Ersten in Europa, die den Spielbetrieb eingestellt haben. Nun nimmt man als eine der ersten Ligen wieder den Spielbetrieb auf: Wenn die neue ICE-Hockey-Liga (vormals Erste Bank
Liga) mit neuem Hauptsponsor (bet-at-home), neuem TV-Partner (neben
Sky jetzt Puls24) und neuem Team (die Bratislava Capitals ersetzen die Adler aus Znaim) am Freitag ihren Spielbetrieb aufnimmt, dann wird ihr auch außerhalb der Landesgrenzen höchste Aufmerksamkeit zuteil. Denn eine grenzüberschreitende Profi-Liga in Hallen in Zeiten der Coronapandemie durchzuziehen, das ist bemerkenswert. In Deutschland etwa fällt am 2. Oktober die Entscheidung, ob die Liga (DEL) überhaupt startet, in der Schweiz will man ab Oktober spielen, die Elite-Liga
in Großbritannien bereits ganz abgesagt.
Eines hat die lange Spielpause seit 8. März jedenfalls bewirkt: Die Clubs sind so eng zueinander gerückt wie noch nie zuvor. Das sieht auch der neue Liga-Präsident Jochen Pildner-Steinburg (dessen Wahl ja im Jänner noch abgelehnt wurde …) so: „Das Ziel aller war, dass wir am 25. September wieder vor Zusehern in den Spielbetrieb gehen.“Dafür hat man mit den Clubs und dem Liga-Management ein Return-toplay-Konzept erarbeitet (Prävention, Sicherheit der Spieler, Einbindung der lokalen Behörden), welches aber vor zehn Tagen noch einen Rückschlag erfahren hat: Die Zuschauerzahl in den Hallen wurde auf maximal 1500 Besucher auf klar definierten Sitzplätzen reduziert. Pildner-Steinburg, selbst Präsident der Graz 99ers, sieht das gerade
wurde noch annehmbar. „1500 Zuseher ist die Zahl, um wirtschaftlich noch zu überleben. Darunter wird es nicht mehr gehen.“Vielmehr erhofft man sich, dass im Laufe der 75 Runden langen Saison eine Lockerung der Bestimmungen erfolgt.
Mit der Situation gehen die elf Clubs recht unterschiedlich um. Die Top 3 aus Wien, Klagenfurt und Salzburg gehen mit vielen heimischen Spielern und deutlich abgespeckten Legionärskontingenten in die Saison. Damit wird die Liga mit Sicherheit um vieles ausgeglichener als in den Vorjahren – zumindest beginnen. Denn auch bei den Kadern gilt: Täuschen und Tarnen. Dornbirn und Salzburg nutzen etwa die neue Regel, dass man drei U22Ausländer um nur sechs Transferkartenpunkte einsetzen darf, voll aus. Bei Dornbirn holte man drei Spieler aus Edmonton, Salzburg setzt auf drei Deutsche, darunter die NHL-Hoffnungen Justin Schütz und JJ Peterka. Und: Weil so viele Spieler wie noch nie auf dem Markt sind, wird wohl das eine oder andere Team im Laufe des Spätherbsts noch ordentlich nachjustieren. Selbst da wäre Salzburg in der PolePosition: Sollte die DEL tatsächlich aussetzen, wäre eine Vielzahl an Toplegionären (Bourque, Redmond, Parkes) konzernintern verfügbar.
Alle Karten auf den Tisch gelegt hat nur Bozen: Die hielten den vielfach umworbenen Trainer Greg Ireland und haben 14 Legionäre beziehungsweise Italo-Kanadier im Team. So holte man auch Publikumsliebling Mike Halmo und Spielmacher Brett Findlay retour und so nebenbei auch noch den ExSalzburger Dustin Gazley. Damit macht man sich sportlich zum klaren Titelfavoriten. Wirtschaftlich kann man nur hoffen, dass eintritt, was Liga-Boss Feichtinger als Saisonziel ausgibt: „So viel Eishockey wie möglich.“