„Reisewarnung wäre für Wirte Katastrophe“
Die Vorverlegung der Sperrstunde ist für die Gastronomie bitter. Noch größer ist aber bei vielen die Angst vor einer Reisewarnung Deutschlands.
Ab Freitag ist auch in allen Lokalen im Bundesland Salzburg – vorerst für drei Wochen – um 22 Uhr statt um ein Uhr Schluss. Für die Nachtgastronomen ist die Vorverlegung der Sperrstunde eine Hiobsbotschaft. „Für Barbetriebe ohne Sitzplätze im Außenbereich bedeutet das den Tod“, sagt Kurt Ranzenberger, Betreiber der beiden Irish Pubs O’Malley’s und Shamrock am Rudolfskai in der Salzburger Innenstadt. „Sollte das auch nach drei Wochen weiterhin gelten, brauch ich gar nicht mehr aufsperren.“Die meisten seiner Gäste würden erst zwischen 23 Uhr und Mitternacht in die Lokale kommen. Die Vorverlegung sei existenzgefährdend. Er werde nach einem Gespräch
mit seinem Steuerberater entscheiden, ob es sich lohne, offen zu halten.
Die TV-Bilder von Jugendlichen, die am Wochenende vor und in Lokalen am Rudolfskai unbekümmert und dicht gedrängt gefeiert hatten, als ob es keine Covid-Pandemie gäbe, hätten eine fatale Wirkung gehabt, betont Ranzenberger. „Es geht aber nicht überall am Rudolfskai so zu.“Nachtschwärmer hatten in Interviews das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und das Einhalten des Mindestabstands als „Schwachsinn“bezeichnet.
Für ihn und seine Betriebe sei die erneut vorverlegte Sperrstunde eine Katastrophe, sagt Gustl Absmann, Pächter der Bar Sudwerk und der Weißbierbrauerei in Salzburg-Schallmoos sowie Wirt im Fuxn an der Vogelweiderstraße. „Das tut richtig weh.“Nun drohe die Kündigung von Mitarbeitern. Schon jetzt, mit der Sperrstunde um ein Uhr früh, sei die Situation extrem schwierig. Er habe den Barbetrieb im Sudwerk bereits eingeschränkt. Seit Mitte Mai ist das Sudwerk am Montag und Dienstag geschlossen. „Die Zeiten von Halligalli sind ohnehin vorbei“, sagt Absmann. „Ausschank an der Theke gibt es nicht mehr, jeder Sitzplatz ist reserviert.“Am Wochenende seien weiterhin zwei SecurityLeute im Einsatz, jeder Bargast bekomme einen Stempel, um Kontrolle über die Zahl der Gäste zu haben.
Auch in den Wirtshäusern sei die Situation schwierig. Absmann ist zwar mit den Umsätzen im Juli und im August zufrieden, „aber heuer ist nichts mehr zu verdienen“. So gut wie alle Weihnachtsfeiern seien abgesagt.
In den sozialen Medien haben mehrere Salzburger Barbetreiber am Dienstag angekündigt, ihre Lokale ab Freitag zum Ausgleich früher als sonst aufzusperren.
Salzburgs Wirtesprecher Ernst Pühringer räumt ein, dass die Vorverlegung der Sperrstunde für die Nachtgastronomen ein „herber Schlag“sei. Wirte und
Restaurantbetreiber könnten mit der Maßnahme aber gut leben. „Bis 22 Uhr ist das meiste Geschäft schon gelaufen.“Die frühere Sperrstunde sei angesichts der steigenden Infektionszahlen gerechtfertigt. Zunächst sei man in Gesprächen mit dem Landeshauptmann von einer Vorverlegung der Sperrstunde auf 23 Uhr ausgegangen. „Doch derzeit ufert die Situation aus“, sagt Pühringer. Es gelte abzuwenden, dass Deutschland für das Bundesland Salzburg eine Reisewarnung ausspreche. Für Wien gilt bereits eine Reisewarnung. Außerdem betrachten die Deutschen derzeit mit Argusaugen die Entwicklung der Infektionszahlen in Innsbruck. „Eine solche Reisewarnung wäre für Salzburg eine Katastrophe“, meint Pühringer.
Gerhard Schönbauer, Inhaber des Landgasthofs Holznerwirt in Eugendorf, teilt diese Meinung. Eine Reisewarnung müsse mit allen Mitteln verhindert werden. Dafür nehme er gern in den nächsten drei Wochen weniger Umsatz in Kauf. „Sollte eine Reisewarnung kommen, dann wäre die halbe Branche tot.“Die deut