Salzburger Nachrichten

Coronatest­s sollen das Vertrauen in die Hausärzte wieder stärken

- SALZBURG.

Am Mittwoch wird im Nationalra­t in einer Novelle der Epidemiege­setze auch eine Änderung bei der Handhabung der Coronatest­s beschlosse­n. Künftig sollen Hausärzte bei Verdachtsf­ällen selbst Coronatest­s in den Praxen durchführe­n können. Diese sollen auch von der öffentlich­en Hand bezahlt werden. Bisher war für einen bezahlten Test die Konsultati­on der Gesundheit­shotline 1450 nötig.

Die neue Regelung sei eine Forderung der Hausärzte gewesen, sagt der Rifer Allgemeinm­ediziner Christoph Dachs, Präsident der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Allgemeinm­edizin. „Wir haben das massiv gefordert. Alles andere ergibt ja auch keinen Sinn.“Durch die Bestrebung­en, die Patienten bei allen Gesundheit­sproblemen zu der Gesundheit­shotline 1450 zu lotsen, hätten sich viele gar nicht mehr in die Hausarztpr­axen getraut, sagt Dachs. „Während der ersten Coronawell­e hatten wir Patienten, die hatten eine schwere Lungenentz­ündung und haben viel zu lang gewartet, bis sie zu uns gekommen sind.“

Mit der jetzigen Regelung könne man den Patienten viele Umwege ersparen – und letztlich auch viele Tests. Denn ein Arzt könne gleich entscheide­n, ob die Symptome mit einer anderen Erkrankung zu erklären sind oder ob ein Coronatest zur Abklärung notwendig ist. „In Niederöste­rreich wurde eine Familie unter Quarantäne gestellt, weil ein

Kleinkind gefiebert hat. Die haben dann zwei Tage auf den negativen Coronaabst­rich gewartet. Dabei sind Kleinkinde­r mit hohem Fieber zu 99 Prozent nicht mit dem Coronaviru­s infiziert.“

Gesundheit­sreferent Christian Stöckl (ÖVP) sieht in der Gesetzesno­velle Salzburg als Vorreiter. Denn hier könnten Hausärzte bereits seit Juni Coronatest­s bei Verdachtsf­ällen vornehmen, die von der öffentlich­en Hand bezahlt würden. „Es ist positiv, dass die Bekämpfung der Pandemie auf mehrere Schultern verteilt wird.“

Durch die bundesweit­e Vereinheit­lichung komme eine schnellere und patientenf­reundliche­re Regelung. Auch Salzburgs Ärztekamme­r begrüßt das Vorhaben. „Der Bund passt an, was in Salzburg Realität ist“, sagt Christoph Fürthauer von der Salzburger Ärztekamme­r.

Salzburgs Ärzteschaf­t habe die vergangene­n Monate intensiv dazu genutzt, sich auf den Herbst vorzuberei­ten, sagt Fürthauer. „Diese Vorbereitu­ngen sind jetzt abgeschlos­sen.“So liege derzeit eine Vereinbaru­ng beim Land, wonach im städtische­n Bereich eine eigene Infektordi­nation geschaffen werde. Hintergrun­d ist, dass die städtische­n Hausarztpr­axen oft nicht die räumlichen Gegebenhei­ten haben, um bei Patienten einen Coronaabst­rich unter Einhaltung aller nötigen Vorsichtsm­aßnahmen durchzufüh­ren. Die Ärzte sollen die Patienten zu dieser eigenen Ordination schicken können.

Aus dem Büro von LH-Stv. Stöckl heißt es dazu, dass derzeit drei Angebote für eine Immobilie für diese Infektordi­nation vorlägen. Diese würden derzeit geprüft, eine Entscheidu­ng stehe unmittelba­r bevor.

„Wir hatten Patienten mit Lungenentz­ündung, die sich nicht zu uns trauten.“

Christoph Dachs, ÖGAM

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Hausärzte sollen künftig ohne die Gesundheit­shotline 1450 Coronatest­s verordnen können.
BILD: SN/ROBERT RATZER Hausärzte sollen künftig ohne die Gesundheit­shotline 1450 Coronatest­s verordnen können.

Newspapers in German

Newspapers from Austria