Der Holocaust ist kein Stoff für Polemik
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner griff am Mittwoch im Nationalrat für ihre Verhältnisse ungewöhnlich tief in die Schublade der Polemik. In der Debatte um die Aufnahme junger Flüchtlinge aus Moria warf sie dem Bundeskanzler „Arroganz“vor, erinnerte ihn an dessen Gespräche mit Holocaust-Überlebenden in Israel und ließ ihre Rede in der Feststellung gipfeln: „Hätten alle Regierungschefs 1939 so gedacht wie Sie heute, hätten Sie diese Gespräche in Tel Aviv nicht mehr führen können.“– Abgesehen davon, dass es unerträglich ist, mit welch lockerer Zunge die SPÖ-Vorsitzende hier die Schrecken der Schoah mit der aktuellen Flüchtlingspolitik gleichsetzte, muss man an Frau Rendi-Wagner die Frage stellen: Was ist eigentlich mit Hans Peter Doskozil und seiner burgenländischen SPÖ? Doskozil hat sich, wie Sebastian Kurz, gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria ausgesprochen. Im Landtag zu Eisenstadt hat die SPÖ einen entsprechenden Antrag der Grünen abgelehnt. Ist auch Doskozil ein verkappter Holocaust-Täter? Nein. Ebenso wenig wie Kurz. Es wäre wieder einmal Zeit, zur Abrüstung der Worte zu schreiten.