Baden in Architektur
Das Paracelsus-Bad erhält zum ersten Geburtstag den Architekturpreis des Landes. Es war ein knappes, innerstädtisches Rennen.
Großer Gestus, durchgehalten bis ins kleinste Detail. Der ideale Umgang mit Stadtraum und Freiraum, zwischen Auffälligkeit und Unterordnung. Die Genauigkeit der eingesetzten Effekte. Die Hochwertigkeit der Materialien. Und dazu eine – auch für architektonische Laien, sprich: Passanten und Badgänger, erlebbare – „anspruchsvolle Fassade, die, einem Lamellenkleid aus Keramik gleich, das Gebäude scheinbar in ein leichtes Wogen versetzt“. Da sieht man also von außen schon, was drinnen in den Schwimmbecken passiert. Es geht nämlich um das neue Paracelsus-Bad, genauer um das Paracelsus Bad & Kurhaus Salzburg. Und weil bei diesem Gebäude – eröffnet im Oktober vor einem Jahr – so viel Interessantes und Gelungenes zusammenkommt, wurde dem Wiener Büro Berger & Parkkinen Architekten der Architekturpreis des Landes Salzburg zugesprochen.
Man meint, bei den vielen Punkten, die für das Paracelsus-Bad ins Treffen geführt werden, hätte es die Jury einfach gehabt. 53 Einreichungen für den mit 10.000 Euro dotierten Preis gab es, 25 kamen aus der
Stadt Salzburg. 29 verteilten sich auf Gemeinden im ganzen Land. Seit der Preis 2016 erstmals mit einem Preisgeld ausgestattet wurde, haben nur Projekte in der Stadt Salzburg gewonnen. Daraus lässt sich nicht schließen, dass die Qualität am Land nachlässt. „Die Einreichungen bestätigten, dass wir im ganzen Bundesland ein hohes Niveau an Baukultur sehen können“, sagt Roman Höllbacher von der Initiative Architektur, die mit der Abwicklung
des Preises betraut ist. Auch das Verhältnis von Einreichungen aus der Stadt zu jenen vom Land bleibe in etwa gleich. Alle heuer eingereichten Projekte entstanden in den vergangenen drei Jahren.
Um den Preis war es dann ein knappes Rennen. Denn: „Zwei Projekte haben uns besonders beeindruckt“, sagt Juryvorsitzende Verena Konrad. Es war ein rein innerstädtisches „Duell“zwischen BadNeubau und der Erweiterung des Justizgebäudes. Beide Projekte hätten „in Qualität und Meisterschaft ähnliche Maßstäbe erreicht“. Die
Entscheidung sei schwergefallen, räumt Konrad ein. Denn mehr als in anderen Städten spiele das kulturelle und damit auch das baukulturelle Erbe eine wichtige Rolle. Entschieden habe man sich schließlich für jenes, das „eine neue Struktur im Stadtraum mit sozialhistorisch langer Geschichte“schaffe.
Das alte Paracelsus-Bad war 1956 eröffnet worden. Dem Neubau waren jahrelange Diskussionen vorangegangen, bei denen auch die Aufgabe des zentralen Platzes zugunsten eines Spaßbades in einem anderen Stadtteil im Raum stand. Auch um die Baukosten lieferten sich die Stadtparteien heftige Gefechte. In Betrieb ging das neue Bad vor knapp einem Jahr, im Oktober 2019.
Vergeben wird im Rahmen des Architekturpreises auch ein Stipendium für ein Forschungsvorhaben. Dieses bekommt Bernhard Luthringshausen. Er arbeite an einer „europäischen Zauninventur“. Mit Humor und Scharfsinn geht er bei dieser „tomografischen Untersuchung europäischer Territorien“Fragen der Eingrenzung des Raums nach. Etwa dieser: „Ermöglicht erst die Errichtung eines Zauns und die damit verbundene Abgrenzung Gemeinsamkeit?“