Radiologen blicken tief ins Herz
Der „weibliche“Herzinfarkt bräuchte zusätzliche Diagnosen.
Frauen leben laut den Statistiken in der westlichen Welt zwar länger als Männer, doch wenn sie krank werden, sind sie manchmal benachteiligt. Etliche Krankheiten werden bei ihnen später diagnostiziert, Medikamente wirken anders als bei Männern, doch Arzneimittel sind eher in ihrer Wirkung auf Männer untersucht.
Ein mittlerweile bekanntes Beispiel dafür ist der Herzinfarkt, für den in den USA Daten erhoben wurden: Dort stirbt jede Minute eine Frau durch einen Herzinfarkt. Frauen haben zwar Herzinfarkte etwa acht bis zehn Jahre später als Männer, was vor allem mit dem Verlust der Östrogene zusammenhängt, aber dafür ist die Prognose nach einem „weiblichen“Infarkt schlechter: Innerhalb des ersten Jahres nach einem Herzinfarkt sterben 26 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer, innerhalb der nächsten fünf Jahre 47 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer.
Durch Stress oder Kummer ausgelöste Funktionsstörungen in Muskelwänden der Herzkammer, von denen das „Broken-Heart-Syndrom“am bekanntesten ist, kommen fast ausschließlich bei Frauen vor (86 bis 95 Prozent). Entscheidend für Krankheitsverlauf und Therapie ist die Qualität der möglichst frühzeitigen Diagnose.
Darauf macht Klaus Hergan, Vorstand des Universitätsinstituts für Radiologie der Salzburger Universitätskliniken und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), aufmerksam: „Ich plädiere deshalb für eine engere Kooperation von Kardiologen, Internisten mit kardiologischem Schwerpunkt und Radiologen, die die bildgebenden Verfahren für die Diagnose zur Verfügung
halten“, sagt er. Eine Tagung, die diesen Freitag und Samstag mit 179 Teilnehmern unter hohen Sicherheitsauflagen in den Räumen der PMU stattfindet, soll diesem Informationsaustausch dienen. In Salzburg sei die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen sehr gut, doch insgesamt ließe sich manches verbessern, stellt Klaus Hergan fest.
Kardiologen nutzen Echokardiographie (EKG) und Herzkatheter für ihre Untersuchungen, Radiologen haben zusätzlich Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). „Mittels CT können wir etwa in einem Herzschlag die Herzkranzgefäße untersuchen“, sagt Klaus Hergan. Der gute Bildkontrast zwischen unterschiedlichen Körpergeweben in der ohne Strahlung arbeitenden Kernspintomographie (MRT) ist bei vielen kardiologischen Krankheitsbildern nützlich. Die Kardio-MRT bietet neben der rein anatomischen Darstellung die Möglichkeit zur funktionellen Beurteilung der Herzkammern sowie der Herzklappen.