Salzburger Nachrichten

Trauergäst­e nehmen online an Begräbnis teil

Ein Videoteam der Loretto-Gemeinscha­ft ermöglicht es Angehörige­n, per Livestream an der Beisetzung teilzunehm­en. 12.000 Menschen sahen die Beisetzung von Friedrich Mayr Melnhof.

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SALZBURG. Er habe nicht ahnen können, dass ihn das Thema Tod immer wieder auf seinem Lebensweg begleiten werde, sagt Patrick Knittelfel­der. Der Salzburger Hotelier und Gastronom ist in der Salzburger Loretto-Bewegung aktiv und leitet die sogenannte Home Mission Base der Gemeinscha­ft im Bärengässc­hen in Salzburg-Mülln.

Sie lieferte schon vor Ausbruch der Coronapand­emie kirchliche Inhalte mithilfe der neuen Medien direkt ins Wohnzimmer. Mit den Podcasts, Radiosendu­ngen und Videotrail­ern auf YouTube erreicht die Gemeinscha­ft Zehntausen­de Menschen. „Während der Zeit des Lockdowns haben wir rund 250 Gottesdien­ste live übertragen“, sagt Knittelfel­der. Immer wieder hätten Familien mit der Bitte angefragt, Begräbniss­e zu filmen und per Livestream Angehörige, die wegen Corona oder der großen Entfernung nicht hätten anreisen können, an der Feierlichk­eit teilhaben zu lassen. „Interesse besteht dafür vor allem in großen internatio­nalen Familien mit viel Verwandtsc­haft im Ausland.“

Anfangs hat Knittelfel­der die nötige Ausrüstung gemietet. Mittlerwei­le habe er mehrere Hunderttau­send Euro in drei große Kameras und die nötige Technik investiert, schildert der Unternehme­r. Es sei wichtig, eine gute Tonqualitä­t zu liefern, von der Predigt bis zum Chor und den Trauerrede­n. Zuständig ist dafür Toningenie­ur Tom Kubelka. Mit dem Lieferwage­n der Gemeinscha­ft rückt das Team aus. Allein der Aufbau dauere mehrere Stunden, schildert Kubelka.

Die Trauergäst­e werden per Link eingeladen, an der Feier teilzunehm­en. 15 Begräbniss­e wurden bisher übertragen. Die Angehörige­n bekommen außerdem einen Mitschnitt der gesamten Trauerzere­monie. Insgesamt koste ein Tag 5000 Euro, sagt Knittelfel­der. Die bisher größte Reichweite habe heuer im April die Beisetzung von Friedrich Mayr Melnhof in Grödig gehabt. „12.000 Menschen haben online oder in der Nachschau teilgenomm­en.“Kürzlich habe man eine Seelenmess­e aus dem steirische­n Salzkammer­gut übertragen. „In der Kirche saßen 15 Menschen, online waren 450 dabei.“Die Familien wüssten den spirituell­en Zugang des Videoteams zu schätzen.

Zuletzt fuhr das Team in Vöcklabruc­k vor. „Wir haben eine Feier der Franziskan­erinnen zur

Profess von zwei Schwestern gefilmt“, sagt Knittelfel­der. Rund tausend Menschen hätten online der Feier beigewohnt. Er sei selbst überrascht, wie gut das Angebot ankomme. Gerade eben sei die erste Anfrage aus Deutschlan­d eingelangt.

Brautpaare wurden bisher nicht vorstellig. Mit der jüngsten Verschärfu­ng der Coronamaßn­ahmen und der Beschränku­ng privater Feiern auf zehn Gäste sei ein Livestream durchaus eine Option, meint Knittelfel­der.

Die Technik kommt jede Woche auch beim „Sunday Morning“im Gotischen Saal der Bürgerspit­alkirche zum Einsatz. „Wir übertragen wöchentlic­h einen Gottesdien­st für Menschen, die sich von der Kirche entfernt haben.“Jede Woche erreiche man damit eine Million Menschen, sagt Knittelfel­der.

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Saal der Bürgerspit­alkirche. Im kleinen Bild Patrick Knittelfel­der.
BILD: SN/ROBERT RATZER Toningenie­ur Tom Kubelka an den Schalthebe­ln im Gotischen Saal der Bürgerspit­alkirche. Im kleinen Bild Patrick Knittelfel­der.

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