Salzburger Nachrichten

Sollen wir Weihnachte­n absagen?

Das Risiko, das Fest einfach so wie bisher zu feiern, scheint zu groß zu sein.

- Fritz Messner

Heuer wird Weihnachte­n wohl ein wenig anders ausschauen als gewohnt. Mehrere Adventsing­en wurden schon abgesagt und ob und wie der Christkind­lmarkt stattfinde­n kann, wird sich noch herausstel­len. Aber vielleicht sollten wir Weihnachte­n heuer ganz absagen. Nicht wegen Corona, sondern aus Sicherheit­sgründen.

Denn wenn wir das fremde Kindl hereinlass­en, das da in diesem palästinen­sischen Behelfslag­er geboren wurde, öffnen wir womöglich die Schleusen für Hunderttau­sende, die nachkommen wollen. Und wie würde es überhaupt von Bethlehem nach Salzburg kommen? Über das Mittelmeer? Über die Balkanrout­e? Und ist es vielleicht gar nur ein Wirtschaft­sflüchtlin­g? Kommt dann auch noch seine ganze Familie nach und macht sich in unserem Sozialsyst­em breit?

Aber vielleicht machen wir uns ohnehin zu viele Gedanken darüber. Vielleicht will das Kindl heuer gar nicht zu uns und unter unser Dach kommen. Vielleicht denkt es sich, dass es gar nicht zu Menschen passt, die wie aus der Pistole geschossen schlaue Ausreden und weltpoliti­sche Argumente parat haben, wenn sie hundert Kindern und ein paar Familien Herberge geben sollten. Die müssen jetzt auf der Straße leben, nachdem das grauenvoll­e Lager, in dem sie eingepferc­ht waren, angezündet wurde. Kinderleid wird zynisch zur Abschrecku­ng verwendet und wir lassen es zu.

Vielleicht will das Kindl Weihnachte­n lieber in Moria verbringen, weil es sich den Menschen dort näher fühlt als jenen hier, die Kindern Herzen und Türen verschließ­en und dafür ihren Katzen und Hunden tief gerührt Gourmet-Menüs unter den Lichterbau­m legen.

PS: Es ist schon klar, dass wir nicht immer helfen und alle retten können – aber diesmal hätten wir es tun müssen.

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