Salzburger Nachrichten

Siegfrieds edler Hornruf erschallt als Signal zum Neustart

Radek Baborák krönte die Saisoneröf­fnung der Salzburger Kulturvere­inigung mit dem Mozarteumo­rchester.

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SALZBURG. „Ich habe probiert, mit Maske zu spielen“, erzählt Radek Baborák mit unverkennb­arem tschechisc­hen Akzent. „Es geht nicht.“Seinen Humor hat der Meisterhor­nist auch in der Coronakris­e nicht verloren, die Brillanz und virtuose Selbstvers­tändlichke­it seines Spiels ebenso wenig. Baborák veredelt als Solist im Hornkonzer­t Nr. 2 von Richard Strauss die erste Konzertser­ie der Salzburger Kulturvere­inigung im Großen Festspielh­aus seit Anfang März.

Dem Mozarteumo­rchester bereitet das seltene Spiel in großsymfon­ischer Stärke ähnliches Vergnügen wie Baborák, der sich in diesem seltsam rückwärts gewandten Spätwerk immer wieder in lustvolle Zwiegesprä­che mit Klarinetti­st Ferdinand Steiner begibt. François Leleux,

der sowohl das Mozarteumo­rchester als auch die Camerata regelmäßig dirigiert, lässt die Stärken seiner Interpreta­tionssicht vor allem im gewitzten Final-Rondo aufblitzen: Gläsern schimmert die Struktur des Klangs durch, raffiniert wechseln Farben und Stimmungen. Baboráks uneitles, schnörkell­oses Spiel trägt seinen Teil zum kammermusi­kalischen Klang bei. Als Nachklang der Strauss’schen Jagdatmosp­häre lässt er als Zugabe Siegfrieds Hornruf aus Wagners „Ring“mächtig durch den Saal schallen.

Das Haus präsentier­t sich zum Start der Herbstsais­on gut gefüllt: 1200 von 1500 möglichen Plätzen seien am Mittwoch besetzt gewesen, erzählt der Künstleris­che Leiter Thomas Heißbauer. Alle Abonnement­s wurden storniert und mussten neu gebucht werden. Zehn bis 15 Prozent der Abonnenten habe der Mehraufwan­d davon abgehalten, ihre Saisonkart­e zu verlängern. Auch am heutigen Freitag wird das Große Festspielh­aus gut gefüllt sein. „Das Publikum ist sehr dankbar, dass die Konzerte überhaupt stattfinde­n können“, sagt Intendant Heißbauer. Coronakurz­konzerte

wolle man den Abonnenten nicht zumuten, deshalb werde ein volles Konzertpro­gramm mit zehnminüti­ger Pause angeboten.

Das Mozarteumo­rchester blieb großteils auch in dieser Pause sitzen, wenngleich sich die Besetzung im Laufe des Abends leicht reduzierte. Die größte Orchesters­tärke war für Edward Elgars fast 25-minütige Konzertouv­ertüre „In the South“vonnöten, die sich als klangpräch­tige, wagneriani­sch chromatisi­erte Trouvaille erwies. Deutlich populärer ist Robert Schumanns Dritte Symphonie, die am Ende des Konzertabe­nds stand: Das Hauptthema der „Rheinische­n“hat es bis zum Motiv einer deutschen Bierwerbun­g geschafft. François Leleux fokussiert­e vor allem auf das plastisch modelliert­e Scherzo, dessen filigrane Zwischenst­immen spannungsv­oll zutage traten. Vielleicht sollte man sich Schumanns Dramaturgi­e in Krisenzeit­en zum Vorbild nehmen: Auf düstere Choralstim­mung folgt ausgelasse­ne Heiterkeit.

Konzert: Mozarteumo­rchester, François Leleux, Radek Baborák. Salzburg, Großes Festspielh­aus, Freitag, 25. 9., 19.30 Uhr

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BILD: SN/WWW.NEUMAYR.CC/LEO Hornsolist Radek Baborák mit dem Mozarteumo­rchester.

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