„Nicht an das Publikum anbiedern“
Medientage 2020: Franziska Augstein kritisiert Corona-Berichterstattung.
Franziska Augstein, Autorin und Kolumnistin bei der „Süddeutschen Zeitung“, warnt Journalisten davor, dem Publikum nach dem Mund zu schreiben. „Wir Leute von den Medien machen uns klein und meinen allzu oft, den Interessen der Leser, Hörer und Zuschauer folgen zu müssen“, sagte sie in ihrer Keynote zur Eröffnung am zweiten Tag der Österreichischen Medientage 2020 am Donnerstag in Wien. „Wir passen uns an, ja, wir biedern uns an“, kritisierte sie.
Empfehlungen, genau das zu tun, „laufen darauf hinaus, dass Journalisten sich zu Prostituierten machen“. Doch während deren Arbeit darin bestehe, „die Wünsche der Kunden zu erfüllen“, sollte die Arbeit
der Journalisten darin bestehen, die Menschen zu informieren, betonte Augstein. „Meine feste Überzeugung ist: Das, was wir zu sagen haben, interessiert das Publikum.“
Kritisch sieht Augstein auch die Berichterstattung um das Coronavirus. Viele Medien betrieben Panikmache. „Ich finde es absolut unsäglich, dass seit vielen Monaten jeden Tag eine halbe Seite mit den neuen Fallzahlen gedruckt wird“, sagte Franziska Augstein. Relevant wären aus ihrer Sicht die Todesfälle und die Zahl der schweren Erkrankungen.
Auch von den sozialen Netzwerken, die sie als „asoziale Medien“bezeichnete, hält Augstein wenig. Begründung: „Jeder lebt in seiner eigenen Blase.“
„Journalisten machen sich zu Prostituierten.“
Franziska Augstein, Autorin