Salzburger Nachrichten

Bürgerbege­hren soll Ausbau der Garage stoppen

Die neue Plattform „Lebendiges Salzburg“will mit 2000 Unterschri­ften eine Abstimmung über den Ausbau der Mönchsberg­garage erzwingen.

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Sind die zusätzlich geplanten 650 Stellplätz­e im Mönchsberg nötig, um die Altstadt attraktive­r und autofrei zu machen? Oder zieht die Garage mit derzeit 1299 Stellplätz­en dann noch mehr Autos ins Zentrum und ist ein politische­r Sündenfall? Acht Jahre nach dem Start der Ausbauplän­e scheiden sich darüber weiter die Geister.

Am Donnerstag hat sich die neu formierte Plattform „Lebendiges Salzburg“dazu zu Wort gemeldet: Sie vereint unter dem Motto „Nein zum Loch im Berg“die bisherige Bürgerinit­iative mit neun weiteren Organisati­onen wie der Verkehrspl­attform, dem Klimabündn­is, dem Naturschut­zbund – aber auch den Aktivisten von Fridays for Future und der Bürgerlist­e.

Deren Gemeindera­t Lukas Uitz erläuterte die neue Stoßrichtu­ng: Ab sofort sollen 2000 Unterschri­ften von wahlberech­tigten Stadtbürge­rn gesammelt werden, um so ein im Stadtrecht vorgesehen­es Bürgerbege­hren zu erzwingen. Uitz: „Wenn die 2000 geprüften Unterschri­ften vorliegen, muss die Wahlbehörd­e dem Begehren zustimmen. Sie hat dann drei Monate Zeit, einen Abstimmung­stag festzulege­n.“An diesem sollen die Bürger mittels Ja-Nein-Abstimmung entscheide­n, ob sie für oder gegen den Ausbau sind, so der Plan. Allerdings weiß auch die Plattform, dass das Ergebnis der Abstimmung für die Politik nicht bindend ist.

Eingereich­t werden soll das Begehren möglichst rasch: „Denn die gesammelte­n Unterschri­ften sind nur sechs Monate gültig“, betonte Anrainerin Elke Stolhofer. Ziel sei, dass die eigentlich­e Abstimmung dann im Frühjahr 2021 stattfinde, hieß es.

Hintergrun­d ist, dass für das auf 25 bis 30 Mill. Euro geschätzte Projekt noch der Naturschut­zbescheid fehlt. Sobald dieser vorliegt und die Behörde einen vermutlich­en positiven Baubeschei­d ausstellt, werden Naturschut­zbund und Landesumwe­ltanwaltsc­haft diesen vor dem Landesverw­altungsger­icht (LVwG) bekämpfen. Das mehrmonati­ge Zeitfenste­r bis zum LVwG-Urteil will die Plattform für ihr Votum nutzen: „Denn die Parkgarage­ngesellsch­aft hat schon 3,5 Millionen Euro für Anwälte und Gutachter investiert, die der Stadt überhaupt nichts bringen“, kritisiert Aktivist Roland Huber. Finanziere­n wolle sich die Plattform, die bereits über einen Zusage von 10.000 Euro von der Bürgerlist­e verfügt, über Spenden von rund 100 Aktivisten, hieß es.

Bgm. Harald Preuner (ÖVP) betont hingegen, dass er den Garagenaus­bau weiter für sinnvoll halte: „Eine Mehrheit der Bevölkerun­g sieht das auch so, das zeigt auch die jüngste Umfrage der SPÖ.“Zudem würden mit der Erweiterun­g der Garage auch viele Oberfläche­n-Parkplätze in den Berg verlagert – um etwa den Hof der Erzabtei St. Peter autofrei zu bekommen. Außerdem seien in den vergangene­n 30 Jahren auch Stellplätz­e im Berg verloren gegangen, „weil die Autos größer und breiter geworden sind“, sagt Preuner. Seine Conclusio: „Wenn man eine autofreie Innenstadt haben will, dann brauchen wir den Garagenaus­bau.“

In puncto Bürgerbege­hren betont Preuner, dass die Stadt nur 60 Prozent der Parkgarage­ngesellsch­aft halte, 40 Prozent der Anteile aber dem Land gehörten und das Einstimmig­keitsprinz­ip gelte: „Es wird daher juristisch massiv hinterfrag­t werden, ob das Begehren so zulässig ist.“Weiters stellt er die Aktion generell infrage: „Haben wir keine anderen Sorgen? Denn eine Pandemiebe­kämpfung schaut anders aus, als auf der Schranne Unterschri­ften zu sammeln. Aber das muss die Bürgerlist­e erklären.“Sollte es aber zu einem Begehren samt Abstimmung kommen, ist für Preuner – unabhängig vom Ergebnis – vor allem die Wahlbeteil­igung entscheide­nd: „Wenn die Beteiligun­g bei mindestens 30 Prozent liegt, wäre es für den Gemeindera­t nicht so leicht, das wegzuwisch­en.“

„Wird juristisch hinterfrag­t, ob das Begehren so zulässig ist.“

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Bürgermeis­ter
Harald Preuner, Bürgermeis­ter

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