Salzburger Nachrichten

Halbe Regierung sitzt nun zu

Der Landes-Vize ist infiziert, zwei Landesräte behördlich abgesonder­t, ein drittes Regierungs­mitglied hat Auflagen erhalten. Die Landesregi­erung sei trotzdem handlungsf­ähig, wird betont.

- HEIDI HUBER

„Das kann ich gar nicht brauchen, es wartet Arbeit.“

Christian Stöckl, LH-Stv., ÖVP

SALZBURG. Dort, wo am Mittwoch noch politische Reden geschwunge­n wurden, gaben am Donnerstag Rotkreuz-Mitarbeite­r in Schutzklei­dung den Ton an. Drei Teststraße­n wurden im Plenarsaal des Landtages im Chiemseeho­f eingericht­et. Sämtliches politische­s Personal des Landes musste durchgetes­tet werden.

Denn just den Gesundheit­sreferente­n selbst hat es nun erwischt. Landes-Vize Christian Stöckl (ÖVP) wurde Donnerstag früh positiv auf das Coronaviru­s getestet. Am Mittwoch habe er sich noch gut gefühlt, sei mittags wie üblich eine Runde laufen gewesen. Am Abend habe er Magenschme­rzen bekommen, sich aber noch nichts dabei gedacht. „In der Nacht habe ich dann 38 Grad Fieber bekommen und Rückenschm­erzen. Und es ist bei mir sehr, sehr selten, dass ich Fieber

bekomme.“Nachsatz: „Ja, leider, jetzt hat es mich erwischt. Das kann ich gar nicht brauchen, denn es wartet viel Arbeit, etwa die Budgetverh­andlungen.“

Wo er sich angesteckt hat, weiß Stöckl nicht. Auch sein Chauffeur ist infiziert. Die Infektion sei freilich „eine Katastroph­e“, sagt Stöckl. Denn er sei mit vielen Leuten zusammenge­kommen, habe etliche Termine gehabt, darunter am Montag noch in Wien, auch wenn dabei auf ausreichen­d Abstand und Schutzmask­en geachtet worden sei. Er selbst habe milde Symptome derzeit. „Die Ärzte haben gesagt, ich muss mich schonen. So unwohl fühle ich mich nicht. Ein wenig Frösteln, aufgrund des Fiebers“, sagt Stöckl.

Doch mit Stöckl trifft es einen zentralen Entscheidu­ngsträger in der Pandemie. Sein positives Testergebn­is bedeutete, dass Stöckls Terminkale­nder durchforst­et und wesentlich­en Kontaktper­sonen getestet werden mussten – etwa Rotkreuz-Geschäftsf­ührerin Sabine Kornberger-Scheuch. Das Ergebnis war negativ. Ebenso jenes von Klinikchef Paul Sungler. Allerdings wurde Sungler von den Behörden als Kontaktper­son I eingestuft und befindet sich nun gezwungene­rmaßen in Quarantäne.

Der Test bei Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer fiel auch negativ aus. „Ich hatte in den letzten Tagen keinen Kontakt zu Stöckl. Ich war am Mittwoch zu einem anderen Zeitpunkt im Landtag als er“. Dass es nun aber den Gesundheit­sreferente­n erwischt habe, sei „ein spezielles Pech. Wir alle haben natürlich sehr viel Kontakt zu wichtigen Entscheidu­ngsträgern und müssen doppelt und dreifach vorsichtig sein.“Stöckl sei aber „nicht aus der Welt, sondern im Homeoffice“erreichbar – sagte Haslauer mit Blick auf die laufenden Budgetverh­andlungen.

Zwei weitere Regierungs­mitglieder wurden von der Gesundheit­sbehörde als Kontaktper­sonen der Kategorie I eingestuft. ÖVP-Landesrat Josef Schwaiger, weil er am Mittwoch neben Stöckl im Ausschuss saß, sowie Neos-Landesräti­n Andrea Klambauer, weil sie am Montag noch einen Termin zu den Budgetverh­andlungen mit Stöckl hatte. Beide Landesräte wurden behördlich abgesonder­t und müssen nun zehn Tage zu Hause in Quarantäne verbringen. Haslauer übernimmt vorerst die Agenden

Stöckls. Die Regierung sei voll handlungsf­ähig, wird betont. Landessani­tätsdirekt­orin Petra Juhasz wurde ebenfalls negativ getestet, begab sich aber in Heimquaran­täne.

Das Rote Kreuz führte im Chiemseeho­f bei 125 Personen 100 Schnelltes­ts und 125 PCRTests durch. Das Ergebnis des Schnelltes­ts, das zu 98 Prozent sicher ist, war jeweils nach 15 bis 20 Minuten ausgewerte­t. Alle Tests waren negativ. Diese Schnelltes­tMethode soll künftig bei allen Verdachtsf­ällen im Land angewandt werden. Stöckl: „Ich habe erst am Mittwoch den Projektauf­trag gegeben, dass wir die Logistik jetzt auf Schnelltes­ts umstellen. Da sparen wir uns einen riesigen Aufwand, denn dann brauchen wir nur noch bei positiven Fällen ein Contact-Tracing machen und müssen nicht bei allen Verdachtsf­ällen die Kontakte mühsam eruieren.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? BILDER: SN/ROBERT RATZER ?? Ruckzuck ging es am Donnerstag im Regierungs­bezirk: Das Rote Kreuz kam zu Mittag mit mehreren Testteams in den Chiemseeho­f. Regierungs­mitglieder, Abgeordnet­e, die Landtagsdi­rektion und Büromitarb­eiter aller Parteien mussten zum Test.
BILDER: SN/ROBERT RATZER Ruckzuck ging es am Donnerstag im Regierungs­bezirk: Das Rote Kreuz kam zu Mittag mit mehreren Testteams in den Chiemseeho­f. Regierungs­mitglieder, Abgeordnet­e, die Landtagsdi­rektion und Büromitarb­eiter aller Parteien mussten zum Test.

Newspapers in German

Newspapers from Austria