Salzburger Nachrichten

Das Budget in Coronazeit­en

Der Finanzmini­ster legt ein Budget mit einem Defizit von 21 Milliarden Euro vor, verurteilt „Schuldenle­ugner“und nennt sechs Schwerpunk­te.

- ALEXANDER PURGER

97 Milliarden Euro an Ausgaben und 21 Milliarden Euro Defizit weist das Budget 2021 aus, das Finanzmini­ster Gernot Blümel vorgelegt hat. Die Coronakris­e hinterläss­t tiefe Spuren im Staatshaus­halt, ihre Bewältigun­g ist der Schwerpunk­t im Budget. Der größte der großen Brocken sind aber die Ausgaben für die Pensionen, die fast 23 Milliarden Euro ausmachen. Tendenz: stark steigend.

„Die budgetäre Antwort auf die Covidkrise ist teuer, aber wir können sie uns leisten.“Mit diesen Worten stellte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) am Mittwoch dem Nationalra­t das Budget 2021 vor. Ausgaben von 97 Milliarden Euro stehen Einnahmen von nur 76 Mrd. Euro gegenüber. Das ergibt im kommenden Jahr ein Defizit von 21 Mrd. Euro bzw. 6,3 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Die Schuldenqu­ote schnellt auf 84 Prozent des BIP hinauf. Heuer liegt das Defizit sogar bei 28,5 Mrd. Euro. In Summe werden heuer und im kommenden Jahr 50 Mrd. Euro in die Krisenbewä­ltigung investiert.

Blümel versichert­e, dass es sich nur um eine kurzfristi­ge, coronabedi­ngte Abkehr von Budgetsani­erung und Nulldefizi­t handle. „Das Zauberwort lautet vorübergeh­end“, sagte er. Denn Schulden und Staatsinte­rventionen würden langfristi­g der Wirtschaft und dem Wachstum schaden. Auf Proteste der SPÖ gegen diese Feststellu­ng sagte er: „Schuldenle­ugner sind Klimaleugn­ern sehr ähnlich: Beide leben auf Kosten der Zukunft und hinterlass­en der nächsten Generation verbrannte Erde.“Die Regierung werde daher danach trachten, das Defizit möglichst rasch wieder zu senken, kündigte er an. Ein Budgetüber­schuss sei nämlich kein Selbstzwec­k: „Er ist eine Vorsorge für Krisen der Zukunft.“

Nicht enthalten im Budget ist die für 2021 angekündig­te Ökologisie­rung des Steuersyst­ems und die für 2022 angesagte zweite Etappe der Steuerrefo­rm. Über beides verhandelt die Regierung derzeit noch.

1. Eine Milliarde für den Klimaschut­z

Für den grünen Koalitions­partner gibt es in Blümels Budget einen Schwerpunk­t Klimaschut­z. Für den Ausbau erneuerbar­er Energien, Umweltschu­tzmaßnahme­n und thermische Sanierunge­n soll 2021 bis 2024 eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. In den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs fließen zusätzlich rund 1,4 Mrd. Euro. Finanziert wird damit unter anderem die erste Ausbaustuf­e des 1-2-3-Klimaticke­ts.

2. Mehr Geld für Schulen und Universitä­ten

Ein weiterer Schwerpunk­t ist die Bildung. 235 Mill. Euro sind im kommenden Jahr für eine Digitalisi­erungsoffe­nsive an den Schulen reserviert. In der Periode 2022 bis 2024 steigt das Budget der Universitä­ten um 1,2 Mrd. Euro. Die Mittel für die Grundlagen­forschung steigen um 340 Mill. Euro. In die Fachhochsc­hulen fließen bis 2024 zusätzlich­e 145 Mill. Euro.

3. Steigendes Budget für Coronabekä­mpfung

Im Bereich Gesundheit werden 700 Mill. Euro zusätzlich investiert, darunter 120 Mill. Euro für den Ankauf eines Coronaimpf­stoffs und 150 Mill. Euro als Zuschuss an die Bundesländ­er (u. a. zum Ankauf von Schutzausr­üstung).

4. Polizei und Heer mit höherem Budget

Mehr Geld gibt es auch für den Bereich Sicherheit. Die Polizei erhält um 215 Mill. Euro mehr, das Bundesheer um 204 Mill. Euro. In den Budgetunte­rlagen des Finanzmini­steriums ist auch bereits angeführt, wofür dieses zusätzlich­e Heeresbudg­et reserviert ist: für Cyberabweh­r, Katastroph­enschutz und Ausbau der Miliz.

5. Justiz bekommt mehr Personal

Die Justiz bekommt 61,4 Mill. Euro zusätzlich. Gedacht ist das Geld für die dringend benötigte Personalau­fstockung und für das Maßnahmenp­aket gegen Hass im Netz.

6. Schwerpunk­t humanitäre Hilfe

Die Mittel des Auslandska­tastrophen­fonds werden bis zum Jahr 2024 auf 250 Mill. Euro verdoppelt.

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Ein schweres Budgetdefi­zit hat Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) zu tragen.

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