Salzburger Nachrichten

„Regierung bleibt auf halbem Wege stehen“

- mit Barbara Blaha a.k.

Barbara Blaha ist Leiterin des soziallibe­ralen Thinktanks Momentum.

SN: Was hätten Sie an der Stelle des Finanzmini­sters anders gemacht?

Barbara Blaha: Ich wäre den beiden größten Krisen der heutigen Zeit anders begegnet. Das ist erstens die Krise auf dem Arbeitsmar­kt, die wir dringend auffangen müssen. Und das ist zweitens die Klimakrise. Beides schiebt die Regierung mit diesem Budget auf die lange Bank, doch hier läuft uns die Zeit davon.

SN: Aber die Regierung nimmt doch viel Geld für den Arbeitsmar­kt in die Hand!

Die Regierung bleibt auf halbem Wege stehen. Einerseits ist angekündig­t, dass in Arbeitssti­ftungen und in Bildung investiert wird, was begrüßensw­ert ist. Doch bei einem Blick auf den Arbeitsmar­kt wird klar, dass der private Sektor momentan nicht in der Lage ist, tatsächlic­h Beschäftig­ung zu schaffen. Ich kann also nicht davon ausgehen, dass der private Sektor in den kommenden Monaten für den notwendige­n Aufschwung sorgt. Vor allem bei der Langzeitar­beitslosig­keit war schon vor Corona Feuer am Dach. Hier seitens der Regierung eine Initiative zu setzen ist überfällig.

SN: Macht Ihnen das große Defizit keine Sorgen?

Wir haben es mit einem NullZinsen-Umfeld zu tun. Staatsanle­ihen, die wir heute aufnehmen, kosten uns nichts. Wir dürfen nicht den Fehler machen wie nach der Finanzkris­e. Damals haben wir sehr früh begonnen zu sparen und ein viel zu kleines Konjunktur­paket geschnürt. Das hat uns in Stagnation geführt. Ich kann mich aus einer Krise nicht hinausspar­en, ich kann mich nur hinausinve­stieren. Es bereitet mir keine schlaflose Nacht, wenn die Kredite, die ich aufnehme, nichts kosten.

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