Greta, das Mädchen für alle
Von klarem Auftrag, ernster Miene und jungem Lachen: „I Am Greta“.
WIEN. Spaß macht es wohl nicht, Greta Thunberg zu sein. Sie wird immer wieder radikal und sehr oft wohl absichtlich missverstanden, obwohl es in der Weltpolitik kaum eine Zweite gibt, die so sehr Klartext spricht, die die wissenschaftlichen Grundlagen und wirtschaftlichen Ausflüchte kennt, immer wieder auf den Tisch haut: „Wie könnt ihr es wagen!“, und es passiert: nichts. Zumindest nicht genug.
Auch davon handelt „I Am Greta“, der Dokumentarfilm von Nathan Grossman, der Thunberg bei ihrem Schulstreik von Beginn an porträtiert, schon im August 2018, als die 15-jährige Greta sich mit ernster Miene vor das Stockholmer Parlamentsgebäude setzt, mit ihrem inzwischen ikonischen Pappendeckelplakat. Grossman war ganz zu Anfang dabei, als hätte er geahnt, dass das Kind mit den unverwechselbaren Zöpfen einmal zur Ikone der Klimabewegung wird.
Der Film vermittelt, wie klar sich Thunberg über ihren Status als Symbolfigur ist und wie wenig ihr diese Rolle gefällt, wie sie sich immer wieder gegen die Tatsache zu wehren versucht, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommt als ihre Anliegen und die Fridays-for-Future-Klimabewegung von Schülerinnen und Schülern.
Grossman versteht sich gut mit Greta Thunberg und ihrem Vater, daher bekommt er auch Filmmaterial von früher zur Verfügung gestellt, als die Thunbergs noch eine ganz normale, privilegierte Familie mit Fleischkonsum und Verbrennungsmotor und Wegwerfgeschenken und Flügen nach Disneyland sind. Zwischen damals und heute ist aber viel passiert. Damals war die Klimabewegung noch ein Luxusprojekt für linke Spinner.
Grossman darf auch dabei sein, wenn sie vor einer Rede bis zum letzten Moment an den Formulierungen feilt, bis ihr Vater ihr am liebsten das Schreibgerät wegnehmen will, wenn sie hemmungslos lacht, dieses Lachen eines Teenagermädchens, das vor Übermut kaum noch Luft kriegt. Worüber sie da so lacht? Über entsetzliche Hasspostings, die dermaßen widerlich sind, dass Gelächter wohl die einzig adäquate Reaktion ist, wenn man nicht verzagen will.
Film: