Herbstferien und Ganztagsschulen
Der Lehrer Sepp Schnöll hat wieder einmal kräftig gebrüllt zum Thema Bildung (LB vom 13. Oktober). Manches davon ist allerdings zu hinterfragen:
Ist die Zahl der Schultage in Österreich wirklich als „exorbitant niedrig“zu bezeichnen, wenn es in ganz Europa nur eine Handvoll Länder gibt, die weniger Ferientage haben als wir? Sind sechs Wochen oder bis zu 220 Unterrichtsstunden Schulbetrieb wirklich nicht ausreichend, um eine kurze Pause zu rechtfertigen? Und sind die Herbstferien wirklich eine unverantwortliche „Megapause“, obwohl sie zusätzlich zu den Feiertagen nur drei bis vier Schultage kosten, von denen übrigens zwei durch die nunmehr schulpflichtigen Dienstage nach Ostern und Pfingsten wieder ausgeglichen werden? Laut Schnöll ist es
„überfällig“, „die Ganztagsschule österreichweit flächendeckend zu implementieren“. Mit welcher Begründung eigentlich? Der „Nationale Bildungsbericht Österreich“etwa stellt dazu bloß lapidar fest, dass bei diversen Testungen bisher „keine leistungsbezogenen Vorteile“dieser Schulform festgestellt werden konnten (2018, S. 234). Auch die Behauptung Schnölls, das Bildungsministerium thematisiere „ausschließlich“das Problem Corona, ist nicht haltbar. All jene Lehrer/-innen, die sich gerade um die Umsetzung diverser Reformprojekte bemühen, von digitaler Grundbildung über Kompetenzmessungen bis hin zur neuen Mathematura, können ein durchaus anderes Lied singen.
Vielleicht gibt es ja wirklich irgendwann ein „richtungsweisendes Bildungskonzept“, das alle Probleme löst, wie es sich Sepp Schnöll wünscht. Die heimischen Schulen pauschal schlechtzureden, so, wie es leider viele andere Kommentatoren auch tun, bringt uns diesem Ziel allerdings um keinen Schritt näher. Mehr Sachlichkeit wäre wünschenswert! Mag. Markus Kerschbaumer
8052 Graz