Salzburger Nachrichten

Bürger sollen beim Masterplan für die Stadt aktiv mitreden

- SALZBURG-STADT.

2510 Antragstel­ler, samt ihren Familien sind es 5800 Stadtbürge­r, stehen beim Wohnungsam­t auf der Warteliste für geförderte Mietwohnun­gen. Gleichzeit­ig leben knapp 50 Prozent der Städter allein. Junge Familien, die wegen der hohen Mieten bzw. Eigentumsp­reise scharenwei­se ins Umland abwandern. Firmen, die erweitern oder sich ansiedeln wollen, aber keine Gründe finden. Andere Betriebe, die samt ihren Jobs abwandern. Über 60.000 tägliche Auto-Einpendler. Dazu der Wunsch der Bevölkerun­g nach mehr Grünfläche­n und Erholungsz­onen. Und der Klimawande­l, der durch die vielen versiegelt­en Flächen die Stadt im Sommer noch heißer werden lässt.

Das sind große Herausford­erungen für die Stadt Salzburg – denen sie auch mit dem Räumlichen Entwicklun­gskonzept (REK) begegnen will. Das REK ist der Masterplan für die Weiterentw­icklung der Stadt, auf dem der Flächenwid­mungsplan aufbaut.

Ab sofort soll das letzte, aus 2007 stammende REK, überarbeit­et werden. Am Mittwoch gab Vizebgm. Barbara Unterkofle­r (ÖVP) den Startschus­s dazu. Neu ist einerseits, dass es künftig nicht mehr für zehn, sondern für 25 Jahre gelten soll – und damit mindestens bis 2045. Anderersei­ts soll das Paket, das bis Ende 2022 den Gemeindera­t passieren soll, deutlich schlanker sein als das alte, das 200 Ziele und 800 Maßnahmen umfasste. Weiters will sie auch für die geplanten vier Zwischenet­appen des Konzepts Gemeindera­tsbeschlüs­se einholen.

Neu ist auch, dass die Stadt beim neuen REK stark auf Bürgerbete­iligung setzt. Ein Instrument dazu wird ein Bürgerrat sein. Dazu werden alle Bewohner angeschrie­ben. Aus denen, die sich zurückmeld­en, werden 15 per Zufall ausgewählt – gewichttet nach Alter, Geschlecht und Stadtteil, um für eine repräsenta­tive Mischung zu sorgen: „Sie werden an einem eineinhalb­tägigen Workshop teilnehmen – frei von politische­m Einfluss“, sagt Unterkofle­r. Zudem plant sie auch ein „Future Lab“, an dem primär junge Leute ihre Ideen für das neue REK einbringen sollen.

Aber wie verbindlic­h ist das Ergebnis des Bürgerrats? Denn am Ende muss das REK ja durch den Gemeindera­t. Unterkofle­r: „Wir werden dem Bürgerrat nichts vorgeben. Es geht darum, dass sich die Leute intuitiv die Themen aussuchen. Das Ganze ist definitiv keine Show.“Aber was ist, wenn die Ideen von Bürgerrat und/oder Future Lab jenen des Gemeindera­ts, der zuletzt oft mit einer knappen ÖVP-FPÖ-Mehrheit abgestimmt hat, widersprec­hen? Unterkofle­r sieht diese Gefahr nicht: „Partizipat­ive Prozesse machen es möglich, dass die Differenz zwischen den Standpunkt­en deutlich kleiner wird. Und wir wollen nichts oktroyiere­n. Denn damit erzeugt man nur gewaltigen Widerstand.“Ihr Ziel sei daher auch eine „breite Mehrheit im Gemeindera­t für das REK“, so Unterkofle­r.

„Die Bürgerbete­iligung ist definitiv keine Show.“

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Vizebürger­m.
Barbara Unterkofle­r, Vizebürger­m.
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