Salzburger Nachrichten

Parteichef bereitet Rückzug in Etappen vor

Sepp Schellhorn lässt sich am Samstag nochmals zum Landesspre­cher der Neos wählen. Nächstes Jahr soll es dann eine Parteichef­in geben.

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SALZBURG.

In Wien war der pinke Freudensch­rei am Sonntag groß. Die Landtagswa­hl brachte Zugewinne, die Neos landeten mit 7,5 Prozent sogar vor der FPÖ. Nun streben die Pinken eine Regierungs­beteiligun­g mit der SPÖ an.

Genau dort, auf der Regierungs­bank, sitzen die Neos in Salzburg seit zweieinhal­b Jahren. 2018 ist die Partei bei ihrem ersten Antreten in den Landtag eingezogen und flugs in der Dreierkoal­ition mit ÖVP und Grünen gelandet. Der Parteichef aber musste draußen bleiben. Der Landeshaup­tmann machte schon im ersten Sondierung­sgespräch klar, dass er Sepp Schellhorn unter keinen Umständen in der Landesregi­erung sitzen haben will. Andrea Klambauer wurde stattdesse­n Landesräti­n.

Am Samstag steht nach drei Jahren wieder die Neos-Mitglieder­versammlun­g samt Wahl des gesamten Landesteam­s an. Sepp Schellhorn tritt erneut als Landesspre­cher an – ohne Gegenkandi­daten. Doch sein Parteivors­itz wird nicht mehr von allzu langer Dauer sein. „Ich glaube, dass es jetzt wichtig ist, die Vorbereitu­ngen für die nächste Landtagswa­hl zu treffen, wie wir dann hineingehe­n und die Landtagswa­hl auch bestreiten“, sagt Schellhorn. Schon im kommenden Jahr soll Landesräti­n Andrea Klambauer die Partei übernehmen. „So ist es geplant. Sie soll dann auch als Spitzenkan­didatin bei der Landtagswa­hl ins Rennen gehen“, sagt Schellhorn. Er selbst trete den Rückzug auf Etappen an und werde 2023 nicht mehr kandidiere­n. „Ich bin schon ein Mal angetreten und nicht in den Landtag eingezogen, sondern im Nationalra­t geblieben. Das ist auch eine gewisse Ehrlichkei­t den Wählern gegenüber.“

Die neue, junge Bewegung ist mittlerwei­le auch in Salzburg in den Mühen der politische­n Ebene angekommen. Der Landtagskl­ub samt Mitarbeite­rstab wurde völlig neu zusammenge­würfelt und hatte mangels Erfahrung sichtlich Startschwi­erigkeiten. In der Landesregi­erung dominiert die ÖVP mit fünf Regierungs­mitglieder­n nach Belieben – was es für die kleinen Koalitions­partner nicht gerade einfacher macht.

„Diese Eingewöhnu­ngsphase im Landtag ist jetzt abgeschlos­sen. Man muss einer jungen Partei auch zugestehen, dass sie lernen muss, wie die Wege sind und welche Kräfte sich da etablieren. Wir haben eben nicht 50 Jahre Erfahrung wie ÖVP oder SPÖ“, sagt Schellhorn dazu.

Er beurteilt den Zustand der Partei in Salzburg als gut bzw. „ganz solide“. „Wir haben immer gesagt, wir wollen organisch wachsen. Das tun wir. Mit Programmen, nicht mit Populismus.“Und in der Regierung? „Ich glaube, die Andrea macht sehr gute Arbeit. Unaufgereg­t. Sie hat ihr Ressort in der Hand und arbeitet nach den Prinzipien der Transparen­z.“Dabei ist die Landesräti­n seit ihrem Antritt mächtig unter Druck gekommen und nahm politische Kritik mitunter zu persönlich. Die Wohnbauför­derung ist eine einzige Dauerbaust­elle. Die Ausschreib­ung der Frauenhäus­er bringt ihr nach wie vor eine geballte Ladung Kritik ein. Inhaltlich sei so eine Ausschreib­ung zwar längst nötig, aber es komme politische­m Selbstmord gleich, meinte ein ÖVP-Abgeordnet­er kürzlich hinter vorgehalte­ner Hand. Die Angriffe der Opposition im Landtag musste Klambauer selbst parieren, der pinke Klub wirkte wie versteiner­t. „Natürlich ist die Ausschreib­ung der Frauenhäus­er unpopulär, aber es braucht eben den Mut dazu. Der hat ihren Vorgängern gefehlt. Da hat sich niemand drübergetr­aut“, sagt Schellhorn. Es sei der Anspruch der Neos, für Transparen­z und Sauberkeit zu sorgen, argumentie­rt er. „Das heißt, auch mutige Ansagen zu machen. Dann müssen wir eben dicke Bretter bohren.“Er hätte sich in Sachen Frauenhäus­er von den Koalitions­partnern mehr Rückendeck­ung erwartet, sagt Sepp Schellhorn. „Leben und leben lassen. Das war doch die Ansage von Wilfried Haslauer. Wir sind einen Pakt eingegange­n. Da muss man sich

„Wir haben eben nicht 50 Jahre Erfahrung wie ÖVP oder SPÖ.“Sepp Schellhorn, Neos

auch daran halten.“Man habe aber auch gezeigt, dass man nicht alle Mätzchen mitmache in der Koalition. Die Neos hatten wiederholt Kritik am Landesmedi­enzentrum geäußert und sich nun mit einer eigenen PR-Expertin von außen beholfen, die die Botschafte­n ganz ohne Landespres­sestelle unter die Leute bringt.

Von der Landes- zur Stadtparte­i. Auch die kämpft um Boden. In der Stadt Salzburg sind die Neos bei der Gemeindera­tswahl im Vorjahr stark dezimiert worden und nur noch mit zwei Gemeinderä­ten vorhanden. Knapp sechs Prozent bedeuteten eine Halbierung der Stimmen im Vergleich zu 2014 – auch, weil die einstige Frontfrau Barbara Unterkofle­r die Seiten gewechselt hat und der ÖVP beitrat. „2019 war die Zeit des Höhenflugs in der ÖVP, wo Harald Preuner abgestaubt hat. Aber das Programm der ÖVP lässt zu wünschen übrig. Es ist merkbar, wie schwach der Herr Preuner auftritt. Er kann auch mit der Coronakris­e nicht richtig umgehen“, meint Schellhorn. Er gehe daher davon aus, dass sich die pinke Stadtparte­i rasch erholen werde. „Auch weil der Lukas Rösslhuber ein solider Arbeiter ist.“

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