Salzburger Nachrichten

Sperrstund­e: Es bleibt wohl bei 22 Uhr

Wenn die Infektions­zahlen weiterhin entgleiten, drohen striktere Maßnahmen. Ähnlich wie im Frühjahr hieße das auch: Quarantäne für ganze Orte.

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SALZBURG. 2222 Personen sind derzeit im Land Salzburg in Quarantäne – weil die Infektions­zahlen Tag für Tag steigen und sich damit auch die Zahl der abgesonder­ten Menschen erhöht. Neben dem Tennengau sind zuletzt die Zahlen im Pongau in die Höhe geschnellt. Allein zehn Neuinfekti­onen seien hier auf eine Chorprobe zurückzufü­hren, sagt ein Sprecher des Landes Salzburg.

Corona-Hotspot bleibt die Gemeinde Kuchl. 82 Personen waren am Mittwoch in Kuchl mit dem Coronaviru­s infiziert. Dort ist die Sperrstund­e für Lokale bis 26. Oktober mit 17 Uhr festgesetz­t worden. Im gesamten Tennengau gilt ein Veranstalt­ungsverbot. Angesichts der hohen Infektions­zahlen könnte der Bezirk am Freitag auf der Corona-Ampel des Bundes auf „Rot“springen.

Das Land hat vorerst noch davon abgesehen, Kuchl unter Quarantäne zu stellen. Allerdings sind schärfere Maßnahmen geplant, wenn die Infektions­zahlen weiterhin entgleiten. „Wenn es weiter steigt, muss man sich überlegen, mit welchen stärkeren Maßnahmen man gegensteue­rt“, sagt ein Sprecher des Landes. Nur andeutungs­weise ist zu erfahren, was damit gemeint sein könnte: etwa ein Ausweiten des Veranstalt­ungsverbot­s auf weitere Bezirke. Aber auch von „lokal begrenzten Maßnahmen, die ähnlich ausschauen könnten wie im Frühjahr“, ist die Rede. Was nichts anderes hieße als eine Quarantäne für ganze Orte.

Von einem Veranstalt­ungsverbot derzeit nicht betroffen sind Firmungen und Erstkommun­ionen, denn sie finden im Rahmen von Gottesdien­sten statt. Ein Großteil der vom Frühjahr auf den Herbst verschoben­en Erstkommun­ionen ging bereits über die Bühne. Am Sonntag stehen noch Erstkommun­ionen in St. Veit und in Oberalm auf dem Programm. Weit höher ist die Zahl der für die nächsten Wochen geplanten Firmungen – laut Erzdiözese sind es gut 30. Dass kirchliche Feiern Ausgangspu­nkt für eine Weiterverb­reitung des Coronaviru­s sind, kann man bei der Erzdiözese nicht bestätigen. „Die Schutzmaßn­ahmen bei den Feiern sind sehr streng. Für jede Feier

braucht es ein Prävention­skonzept und einen Prävention­sbeauftrag­ten vor Ort. Seit Freitag letzter Woche müssen auch die Erstkommun­ionskinder während des Gottesdien­stes Maske tragen. Auch die Firmlinge tragen alle Maske“, schildert Kurt Sonneck, Sprecher der Erzdiözese. Was nach der Feier passiere, liege in der Verantwort­ung der Eltern und Familienan­gehörigen. Auch im Tennengau steht am 22. November in Rif noch eine Firmung mit zwölf Firmlingen an. „Wir werden die Situation beobachten und notfalls auch Firmungen absagen“, sagt Kurt Sonneck. Am Donnerstag will sich der Krisenstab der Erzdiözese treffen.

Schließlic­h kommt mit 1. November auch noch Allerheili­gen. Bleibt es bei den geltenden Re

geln, werden zu Allerheili­gen im Tennengau wie bei Begräbniss­en maximal 100 Besucher gleichzeit­ig auf den Friedhöfen zugelassen sein – im Rest Salzburgs sind es derzeit 500. „Die Überlegung ist, dass man die Gräbersegn­ungen zu unterschie­dlichen Uhrzeiten anbietet.“Die Alternativ­e sei, dass Angehörige die Segnung selbst durchführt­en. Dafür könnten Weihwasser und Gebete zur Verfügung gestellt werden.

Was die landesweit frühere Sperrstund­e (22 Uhr) für die Gastronomi­e betrifft, so muss das Land bis spätestens Freitag eine Entscheidu­ng fällen, ob die Verordnung verlängert wird. Die Maßnahme war nämlich auf drei Wochen befristet und läuft am Sonntag aus. Alles deutet darauf hin, dass die frühere Sperrstund­e bestehen bleibt. Aus dem Büro des Landeshaup­tmanns heißt es dazu, dass die Maßnahme „mit großer Wahrschein­lichkeit“verlängert werde. Dazu stimme man sich mit Tirol und Vorarlberg ab. Eine noch frühere Sperrstund­e sei landesweit zumindest nicht angedacht. Sonderlich beliebt hat sich die Landesregi­erung damit freilich nicht gemacht. Die Reaktionen in sozialen Medien waren deftig. „Das haben wir vorher gewusst. Wir machen das ja auch nicht, damit wir beliebt sind, sondern damit die Zahlen runtergehe­n. Wenn man nicht in der Verantwort­ung steht, ist es ein Leichtes zu kritisiere­n“, sagt der LH-Sprecher.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Spätestens bis Freitag muss das Land entscheide­n, ob es bei der früheren Sperrstund­e bleibt. Alles deutet darauf hin, dass die Maßnahme um weitere Wochen verlängert wird.

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