Und dann wär’ da noch Corona
Die Staats- und Regierungschefs der EU sind zum Gipfel in Brüssel zusammengekommen. Und worüber reden sie, jetzt, da die zweite Welle der Pandemie im Rollen ist? Eh auch über Corona. Ratspräsident Charles Michel hat den Punkt für Freitag als allerletzten auf der Tagesordnung vorgesehen. Vielleicht nicht ganz die richtige Prioritätensetzung in Zeiten wie diesen. Das sehen auch einige Gipfelteilnehmer wie Österreichs Bundeskanzler so.
Was kann im Augenblick wichtiger sein als der gemeinsame Kampf gegen die rasante Ausbreitung des Virus und ein koordiniertes Vorgehen der EUStaaten? Fällig wäre etwa ein Realitätscheck, was die Reisewarnungen noch bringen – außer Chaos, Frustration und Schaden für die Wirtschaft.
Belgien etwa warnt seine Bürger seit Mittwoch vor Reisen nach Österreich, ausgenommen sind nur Kärnten und die Steiermark. Absurd, wenn man weiß, dass die Zahl der Neuinfektionen (in 14 Tagen je 100.000 Einwohner) in Belgien mehr als drei Mal so hoch ist wie in Österreich. Was das Risiko einer Ansteckung betrifft, so ist man derzeit in Salzburg,
Linz oder Wien jedenfalls sicherer als in Brüssel. In Europas Hauptstadt sind mittlerweile 20 Prozent der Tests positiv.
Als Referenzwert für erhöhtes Risiko gelten vier Prozent.
Europas Bürgerinnen und Bürger wünschen sich Sicherheit. Reisewarnungen ohne sachliche und vor allem EUweit einheitliche Grundlagen tragen im derzeitigen Stadium der Pandemie nicht mehr dazu bei.