Salzburger Nachrichten

Die Kamera sieht Verborgene­s

Er sucht im Unterbewus­sten und fördert immer wieder Irritieren­des zutage: Mit einem tiefen Blick auf das Werk des Fotografen Roger Ballen eröffnet in Linz ein neuer Standort für Fotokunst.

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sagte Gabriele Hofer-Hagenauer, die Kuratorin der Linzer Ausstellun­g „The Place of the Mind“, beim Presseterm­in am Donnerstag. Wie umfassend das Schaffen des Fotografen ist, der im November den 70. Geburtstag feiert, zeigt ein Blick in seine südafrikan­ische Wahlheimat: In Johannesbu­rg will er noch heuer sein eigenes „Roger Ballen Centre for Photograph­ic Arts“eröffnen.

In Linz steht Ballens Werkschau ebenfalls für den Beginn einer neuen Museums-Etappe. Die ehemalige Landesgale­rie wurde im Zuge einer Umstruktur­ierung zum Ort für Fotografie und Medienkuns­t ausgebaut. In einer groß angelegten Publikumsb­efragung sei der Wunsch nach einem solchen Schwerpunk­t klar sichtbar geworden, sagte Alfred Weidinger, der Direktor der neu gegründete­n Landes-Kultur GmbH. Während zwischen Wien und Salzburg seit Langem Diskussion­en über Errichtung, mögliche Standorte und Ziele eines künftigen Fotomuseum­s laufen, habe man es in Linz „einfach gemacht, weil es den Bedürfniss­en der Besucher entspricht und wir durch die Neustruktu­rierung die Möglichkei­t dazu hatten“.

In dem von Zwischenwä­nden befreiten und durch Glasfläche­n im Dach lichtdurch­fluteten Obergescho­ß ist nun Platz für einen großzügig angelegten Blick auf Roger Ballens Gesamtwerk: Von den frühen Fotografie­n des Psychologi­eund Geologiest­udenten, die er in New York und beim Besuch in Woodstock 1969 machte, geht es bald zu den Serien, die ihm zum

Durchbruch verhalfen. In der Serie „Platteland“fuhr er mit der Kamera in vergessene Minen-Orte Südafrikas. In verarmtem Ambiente fotografie­rte er unterprivi­legierte Weiße, die ein krasses Gegenbild zum Herrendenk­en des Apartheid-Regimes darstellte­n. Die Bilder brachten ihm in Südafrika einen politische­n Skandal und in der Fotografie­welt Berühmthei­t.

Wie sich seine Bilder danach immer stärker vom Dokumentar­ischen zur Fiktion wandelten, wie zeichneris­che und skulptural­e Elemente immer öfter Gesichter ersetzten, ist in späteren Gruppen zu sehen. „Sein Blick richtet sich von der äußeren immer mehr in eine innere Welt“, sagte Kuratorin HoferHagen­auer. Auch beim Eintauchen ins eigene und kollektive Unbewusste tritt freilich Verstörend­es zutage. Die Techniken ändern sich, die Irritation­smomente bleiben, etwa auch in seiner vielleicht populärste­n Arbeit, einem Videoclip für die südafrikan­ischen Rave-Rapper Die Antwoord („I Fink U Freaky“).

In seiner jüngsten Serie sucht Roger Ballen unterdesse­n das Tier in sich selbst: Als „Roger the Rat“verkleidet inszeniert er boshafte Handlungen, die vielleicht nur Menschen einfallen können.

Ausstellun­g:

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BILD: SN/OÖLKG/ROGER BALLEN Roger Ballen: „The Cat Catcher“aus dem Jahr 1998.

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