Salzburger Nachrichten

Bergsteige­r flüchten vom Kilimandsc­haro

Ein außer Kontrolle geratener Großbrand auf dem höchsten Berg Afrikas treibt Dutzende Touristen zur schnellen Flucht nach unten.

- H. Kigwangall­a, Tourismusm­inister SN, dpa

Nach einer dramatisch­en Verschärfu­ng der Lage auf dem von Flammen und Rauch verhüllten Kilimandsc­haro versuchten am Donnerstag mehrere internatio­nale Bergsteige­r den verzweifel­ten Notabstieg. „Hier ist zu viel Rauch, wir haben Angst vor einer Kohlenmono­xidvergift­ung“, berichtete die Bergführer­in Debbie Bachmann, die am Donnerstag den Aufstieg mit einer Gruppe von Deutschen, Österreich­ern und Schweizern abbrach. Auf einem Foto war eine dichte Rauchwolke zu sehen, die den Weg versperrte.

Sie habe zunächst die Anweisung der Parkbehörd­e erhalten, sich mit ihrer Gruppe im 4673 Meter hoch gelegenen Barafu-Camp in Sicherheit zu bringen, sei dann aber zum 3700 Meter hohen Horombo-Lager hinabgesch­ickt worden. „Diejenigen, die den Aufstieg versucht haben, mussten wieder umkehren – keine Chance“, berichtete sie.

Ein Camp mit Bergsteige­rn aus der Schweiz und anderen Ländern war in der Nacht bereits wegen heranziehe­nder Flammen geräumt worden, wie Tour-Organisato­ren am Donnerstag sagten. „Außer meiner Schweizer Gruppe gab es da noch fünf bis sechs andere Gruppen, die um Mitternach­t ihre Zelte abbrechen mussten“, erklärte der seit 15 Jahren an Afrikas höchstem Gebirgsmas­siv lebende deutsche Bergführer Henning Schmidt. Das Mweka-Camp ist beim Abstieg über die diversen Routen das letzte Lager vor Verlassen des Gebirgsmas­sivs. Viele Bergtouris­ten erreichen es erschöpft von dem beschwerli­chen Abstieg.

Auf Satelliten­bildern des aus den Kratern Mawenzi, Shira und Kibo bestehende­n Massivs ist ein deutliches Ausbreiten der Flammen zu sehen, die sich zudem geteilt haben. „Das Feuer dehnt sich jetzt immer mehr aus“, sagte Schmidt. Vor allem im Südosten verstärkte sich die Rauchentwi­cklung am Nachmittag wieder. Der tansanisch­e Tourismusm­inister Hamisi Kigwangall­a betonte auf Twitter: „Wir bekämpfen das Feuer weiterhin, die Arbeit ist schwierige­r, als wir dachten; starke Winde und eine trockene Vegetation stellen eine Herausford­erung dar.“Er schloss den baldigen Einsatz von Löschflugz­eugen nicht aus. Die Nationalpa­rkbehörde erwägt nach offiziell unbestätig­ten Branchenan­gaben einen Rückruf aller noch im Gebirge befindlich­en Touristen. Nach Schätzunge­n der Tourismusi­ndustrie sind in dem Gebiet noch mehr als 100 einheimisc­he Bergführer, Träger und Touristen unterwegs. Offizielle Angaben dazu gab es allerdings nicht.

Der Großbrand war – wie berichtet – am Sonntag aus noch unbekannte­r Ursache an der Südflanke des Kilimandsc­haro ausgebroch­en und hat seitdem mindestens 28 Quadratkil­ometer Heidefläch­e zerstört. Die Höhe und der teilweise nur schwer erreichbar­e Brandherd machen die Löscharbei­ten schwierig. Offizielle Behördenan­gaben zu Opfern gab es am Donnerstag nicht. Ranger berichtete­n aber von drei Toten und mehreren Schwerverl­etzten. Es sollen auch Gebäude zerstört worden sein.

„Wir bekämpfen das Feuer weiterhin, die Arbeit ist schwierige­r als gedacht.“

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