Im Land leuchtet kein Bezirk mehr grün
In fünf von sechs Bezirken hat sich das Risiko erhöht. Neue Regeln für Gastro, Veranstaltungen und private Feiern. +22,8 34,2 +13,7
SALZBURG. Die Coronalage in Salzburg hat sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Für Donnerstag wurde eiligst eine Regierungssitzung einberufen. In der Nacht waren weitere 130 Infektionen hinzugekommen. So viele waren es nicht einmal zu Spitzenzeiten im März. Landeshauptmann Wilfried Haslauer sprach daher von einer dramatischen Entwicklung. Selten hat man den Regierungschef so angespannt gesehen wie diesmal. Die Inzidenzzahl sei von 30 auf 47,5 (letzten Freitag) und nun auf 93 geklettert. „Wir haben mittlerweile eine Situation, dass wir den Bundesschnitt übertroffen haben.“
Davon ausgehend hat die Landesregierung mehrere Maßnahmen teils heftig diskutiert. Durchringen konnte man sich zu folgendem Paket: Die Gemeinde Kuchl wird bis 1. November unter Quarantäne gestellt. Die Schulsind für die Oppositionsparteien Beleg für das Versagen der Regierungen in Land und Bund. Die SPÖ bemängelt, dass der Vorsprung im Sommer „leichtfertig verspielt“worden sei. Statt sich auf den Herbst vorzubereiten, habe „Sebastian Kurz Chaos und Verwirrung gestiftet“, hieß es von SPÖ-Chef David Egger. Er ortet auch Versäumnisse der Landesregierung: Zunächst sei die Covid-Station aufgelöst worden. Dann seien Partys
Oberstufen ab der 9. Schulstufe schließen und stellen auf Homeschooling um – außer im Pinzgau und Lungau. Gastronomiebetriebe dürfen nur offen halten, wenn sich Gäste registrieren. Wird kein Formular bereitgestellt, werden die Lokale gesperrt. Im gesamten Bundesland gilt ab Samstag ein Verbot für Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze, egal ob drinnen oder draußen. Bei Veranstaltungen mit Plätzen dürfen keine Speisen oder Getränke angeboten werden. Private Feiern außerhalb der eigenen Wohnung sind verboten. Und: An Begräbnissen dürfen höchstens 100 Personen teilnehmen.
„Ich sehe keine andere Möglichkeit, als dass wir diesen schwierigen Schritt jetzt gehen müssen“, sagte Haslauer. Nur mit der Registrierungspflicht von Gästen in Lokalen sei es überhaupt noch möglich, „die viel diskutierte Sperrstunde um 22 Uhr zu halten“. Die Alternative hieße generell zusperren.
durch die frühere Sperrstunde ins Private verlagert worden. „Und von der Testgeschwindigkeit bis hin zum Contact-Tracing hat das Land Salzburg mit Ausnahme der Stadt Salzburg bislang versagt.“Egger fordert daher „in gesundheitlich und ökonomisch sensiblen Bereichen ansteckungsvorbeugende tägliche Massenscreenings“.
sehen ein „Über-Bord-Werfen der Verhältnismäßigkeit“, sagt Parteichefin Marlene Svazek. Sie beurteilt die
Dass das Infektionsgeschehen zunehmend außer Kontrolle gerät, verdeutlichte am Donnerstagabend die Entscheidung der Ampel-Kommission. Der Tennengau wird am Freitag wie erwartet nicht länger orange, sondern rot („sehr hohes Risiko“) eingestuft. Der Pongau, wo sich die Inzidenzzahl binnen einer Woche verdreifacht hat, wird wie der Flachgau nicht länger gelb, sondern orange bewertet. Und auch bei den bisher letzten verbliebenen
Verschärfungen als „sehr übertrieben“. Die Landesregierung verliere immer mehr die Unterstützung der Bevölkerung. Die Lage sei das Resultat der vorverlegten Sperrstunde auf 22 Uhr, wodurch sich viele „Feiern und Zusammenkünfte im privaten Bereich“abgespielt hätten. Dass das Gesundheitssystem gefährdet sei, stellt Svazek in Abrede. Denn trotz ähnlich vieler (aktiver) Infektionen wie zum bisherigen Höhepunkt der Krise im Frühjahr seien bei Weitem nicht so viele Betten in den Spitälern belegt. grünen
Bezirken sah die Kommission Nachbesserungsbedarf: Der Pinzgau und der Lungau sind ab Freitag gelb gefärbt – so wie weiterhin die Stadt Salzburg.
Haslauer weiß auch, dass viele Bürger mittlerweile von der Dramatik und den eben gesetzten Maßnahmen nicht mehr überzeugt sind. Auch so mancher schwarzer Bürgermeister zweifelt die Zahlen des Landes und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen an. Darauf angesprochen, meinte Haslauer, dass zwei Dinge eine völlig ambivalente Sicht ausgelöst hätten. „Unterschiedliche Meinungen von Wissenschaftern, die sagen, dass asymptomatische Personen nicht infektiös sind. Das ist schlicht und einfach unrichtig.“Zum Zweiten seien zuletzt nur wenig Patienten im Spital und hauptsächlich Junge infiziert gewesen. Das habe bei vielen die Reaktion ausgelöst, dass es „eh nicht so schlimm“sei. Das Gegenteil sei der Fall, argumentierte Haslauer. „Wir werden zeitnah in eine Situation kommen, wo wir das Messespital wieder aufbauen müssen.“
Bundeskanzler Sebastian Kurz