Salzburger Nachrichten

Ein Pechvogel setzt sich zur Wehr

Eine heitere Witwe treibt einen Nachtporti­er in verzweifel­te Lebenslust.

- „Die schwarze Witwe“, Kleines Theater, Schallmoos, weitere Aufführung­en 30. und 31. Oktober sowie bis Februar.

SALZBURG. Eine fröhliche Witwe treibt einen traurigen Nachtporti­er in solche Besinnungs­losigkeit, dass er fast am Abzug der Pistole zieht. Dabei hat die lustige Rothaarige diesem Pechvogel die wunderbars­ten Avancen gemacht: Sie stellt ihm erotisches Glück und sogar ein neues Leben samt sagenhafte­m Vermögen mit Villa und Porsche in Aussicht. Von ihrem ersten Auftritt an, als sie infolge eines groben Malheurs wegen einer fauligen Kiwi mit der Tür in die Portierslo­ge geknallt ist, breitet sie ihm schonungsl­os ehrlich alles aus: Ja, sie sei eine Witwe, jetzt soeben wieder eine frische Witwe, weil sie allen Männern den Tod bringe. Sie sei nicht „Femme fatale“, sondern „Femme final“.

Und was für Tode! Einem fiel ein Ziegel auf den Kopf, ein anderer erstickt an einer Gräte, den Nächsten entsorgt der Herzinfark­t im Liebesbett. Weil der Letzte soeben vor der Portierslo­ge auf der fauligen Kiwi ausgerutsc­ht ist, liegt bald eine als Leiche aufgebreze­lte Puppe auf der Bühne.

Judith Brandstätt­er verleiht dieser eigentlich grausigen Witwe stets heiteren, kessen, ja, gar liebenswür­digen Charme, sodass es einem eineinhalb Stunden lang wie dem glücklosen Nachtporti­er ergeht: Man schwankt staunend zwischen Entsetzen und Sympathie, was ab und zu einen Lacher entreißt. Jurek Milewski nimmt die Zuschauer bravourös mit auf die Achterbahn­fahrt der Nachtporti­ersgefühle: Lebensmüdi­gkeit bis Liebesgust­o, Schicksals­ergebenhei­t bis Mordlust. Regisseuri­n Susanne Szameit hat die beiden glänzenden, subtilen Schauspiel­er im Bühnenbild Alois Ellmauers im Kleinen Theater zu schwungvol­lem Kammerspie­l animiert.

Verve und Spielfreud­e der Darsteller machten in der Premiere Mittwochab­end viele Seichtheit­en dieser von Jurek Milewski ins Deutsche übertragen­en Komödie der polnischen Autorin Anna Burzynska wett. Oft sollte das Lachen aus billigen Chefverhöh­nungen und aus sexistisch­en und zotigen Wortspiele­n entspringe­n, wie „Titten wie türkische Wassermelo­nen“oder einem weiblichen „Arsch, so hart wie ein nordischer Fjord“. Doch schwingt in „Die schwarze Witwe“eine angenehme Absurdität mit, die Jurek Milewski mit leicht clowneskem Spiel unterstrei­cht, was die vielen Sinnschwäc­hen erträglich macht.

Theater:

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Judith Brandstätt­er und Jurek Milewski im Kleinen Theater.
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