Ein Pechvogel setzt sich zur Wehr
Eine heitere Witwe treibt einen Nachtportier in verzweifelte Lebenslust.
SALZBURG. Eine fröhliche Witwe treibt einen traurigen Nachtportier in solche Besinnungslosigkeit, dass er fast am Abzug der Pistole zieht. Dabei hat die lustige Rothaarige diesem Pechvogel die wunderbarsten Avancen gemacht: Sie stellt ihm erotisches Glück und sogar ein neues Leben samt sagenhaftem Vermögen mit Villa und Porsche in Aussicht. Von ihrem ersten Auftritt an, als sie infolge eines groben Malheurs wegen einer fauligen Kiwi mit der Tür in die Portiersloge geknallt ist, breitet sie ihm schonungslos ehrlich alles aus: Ja, sie sei eine Witwe, jetzt soeben wieder eine frische Witwe, weil sie allen Männern den Tod bringe. Sie sei nicht „Femme fatale“, sondern „Femme final“.
Und was für Tode! Einem fiel ein Ziegel auf den Kopf, ein anderer erstickt an einer Gräte, den Nächsten entsorgt der Herzinfarkt im Liebesbett. Weil der Letzte soeben vor der Portiersloge auf der fauligen Kiwi ausgerutscht ist, liegt bald eine als Leiche aufgebrezelte Puppe auf der Bühne.
Judith Brandstätter verleiht dieser eigentlich grausigen Witwe stets heiteren, kessen, ja, gar liebenswürdigen Charme, sodass es einem eineinhalb Stunden lang wie dem glücklosen Nachtportier ergeht: Man schwankt staunend zwischen Entsetzen und Sympathie, was ab und zu einen Lacher entreißt. Jurek Milewski nimmt die Zuschauer bravourös mit auf die Achterbahnfahrt der Nachtportiersgefühle: Lebensmüdigkeit bis Liebesgusto, Schicksalsergebenheit bis Mordlust. Regisseurin Susanne Szameit hat die beiden glänzenden, subtilen Schauspieler im Bühnenbild Alois Ellmauers im Kleinen Theater zu schwungvollem Kammerspiel animiert.
Verve und Spielfreude der Darsteller machten in der Premiere Mittwochabend viele Seichtheiten dieser von Jurek Milewski ins Deutsche übertragenen Komödie der polnischen Autorin Anna Burzynska wett. Oft sollte das Lachen aus billigen Chefverhöhnungen und aus sexistischen und zotigen Wortspielen entspringen, wie „Titten wie türkische Wassermelonen“oder einem weiblichen „Arsch, so hart wie ein nordischer Fjord“. Doch schwingt in „Die schwarze Witwe“eine angenehme Absurdität mit, die Jurek Milewski mit leicht clowneskem Spiel unterstreicht, was die vielen Sinnschwächen erträglich macht.
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