Zumindest Trumps Mini-Ich trug eine Maske
Im Weißen Haus grassiert das Virus weiter. Betroffen sind mehrere Mitarbeiter des Vizepräsidenten.
Beim traditionellen Halloween-Empfang für Kinder im Garten des Weißen Hauses warteten Präsident Donald Trump und First Lady Melania heuer ohne Verkleidung – und ohne Mund-Nasen-Schutz – auf die Besucher. Lieblingskostüm des Präsidenten: ein kleiner Bub, der als Trump verkleidet kam. Das Mädchen an seiner Seite hatte ein Kleid an, das dem von Melania bei der Amtseinführung ähnelte.
Generell hieß es heuer: Abstand halten! Süßigkeiten gab es nicht direkt vom Präsidenten in die Hand, sondern sie wurden am Weg zum Abholen aufgelegt.
Die Coronapandemie bestimmte das Programm des Empfangs genauso wie die letzte Woche des US-Präsidentschaftswahlkampfs. Erneut wurden aus dem Weißen Haus neue Coronafälle gemeldet, diesmal aus dem Kreis von Vizepräsident Mike Pence.
Eine knappe Woche vor der US-Präsidentschaftswahl wurden Marc Short, der Stabschef des US-Vizepräsidenten, sowie zwei weitere enge Mitarbeiter von Mike Pence positiv auf das Coronavirus getestet. Mark Meadows, Stabschef im Weißen Haus, soll versucht haben, die Nachricht vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Am Sonntag gestand er ein, die USA würden das Coronavirus nicht unter Kontrolle bekommen. Vielmehr solle man sich auf eine Impfung dagegen konzentrieren.
Das Finale des US-Wahlkampfs nimmt indes seinen Lauf. Die Strategie der beiden Kandidaten auf der Zielgeraden verraten deren Reisepläne. Trump hat bereits zwei größere Kundgebungen in Bidens Heimatstaat Pennsylvania eingeplant und jeweils eine weitere in Michigan und Wisconsin. Aus Sicht des Präsidenten ist die Rechnung einfach. Wenn er alle anderen Bundesstaaten und Wahlbezirke hält, die er 2016 gewann, plus einen der drei Staaten, die er mit zusammen gerade einmal 77.000 Stimmen von Hillary Clinton abrang, hat er eine zweite Amtszeit gesichert. Joe Biden braucht umgekehrt nur die als „blaue Mauer“bekannte traditionelle Mehrheit in den an die Großen Seen angrenzenden Staaten wiederzuerrichten und könnte Trump damit den Weg zurück ins Weiße Haus blockieren. Weshalb er den Fehler von Clinton nicht wiederholt und sich auf dem Vorsprung in den Umfragen ausruht. „Es kommt am Ende vielleicht auf Pennsylvania an“, sagte Biden auf einer von zwei Kundgebungen in seinem Heimatstaat am Wochenende. In den zu Bucks County gehörenden Vororten von Philadelphia siegte Clinton mit nur weniger als einem Prozent. Hier will der ehemalige Vizepräsident die Stimmen gewinnen, die er in ländlicheren Gebieten nicht so leicht holen kann.
Auch Trump hatte am Wochenende einen Stopp in seiner Wahlheimat Palm Beach im US-Bundesstaat Florida gemacht, wo er wie bereits 50 Millionen Amerikaner seine Stimme abgab. „Ich habe für einen Kerl namens Trump gestimmt“, sagte der Präsident. Anschließend reiste er weiter zu Veranstaltungen in North Carolina und Ohio, zwei Bundesstaaten, die er 2016 gewann und die diesmal auf der Kippe stehen.
Normalerweise reisen Kandidaten zu diesem Zeitpunkt im Wahlkampf nur noch in „Swing States“, in denen es auf die Mobilisierung der Wähler ankommt, derer sie plötzlich nicht mehr sicher sind oder wo sich umgekehrt neue Möglichkeiten auftun. Dass Trump sich gezwungen fühlt, einstmals sicher geglaubte Staaten wie Ohio, North Carolina, Iowa, Georgia und Arizona zu verteidigen, ist für Analysten ein Zeichen für ein sehr knappes Rennen.
Während 91 Prozent aller Wiederwahl-Szenarien beinhalten, dass Trump Florida hält, hat Biden sehr viel mehr Wege, zu 270 Wahlmännern zu gelangen. Dabei hilft ihm zusätzlich eine prall gefüllte Wahlkampfkasse, in der er 118 Millionen Dollar mehr liegen hat als Trump. Das erlaubt Biden im Finale des Wahlkampfs, die Fernsehmärkte in wichtigen „Swing States“mit TV-Werbung zu plakatieren.