Da warten noch ganz andere Herausforderungen
nehme ich eine, die ich angeboten bekomme. Noch dazu ein Neubau, pipifein und wunderschön.“
Von den rund 2500 vorgemerkten Anträgen auf der Liste des Wohnungsamts seien daher wohl nur 100 tatsächlich wohnungssuchend, meint Struber. „Manche davon sind vielleicht wirklich dringend. Aber der Rest ist auf der Liste, weil ich mich von Lehen nach Parsch verändern will, von einer kleineren in eine größere Wohnung, von einer alten in eine neue. Es gibt viele Argumente für einen Wohnungswechsel, aber das sind keine Wohnungssuchenden. Und das muss man zur Kenntnis nehmen“, meint Struber. Nachsatz: „Wenn 45 Leute eine Wohnung ablehnen, kann es keine Not sein. Zumindest keine Wohnungsnot.“
Politisch ressortzuständig für das Wohnungsamt ist SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer. Die Sondervergabe für die nächsten Wohnungen bei der Rauchmühle sei gerade beschlossen worden, adaptiert mit Drittellisten, schildert Hagenauer. Die Problematik hier sei aber eine ganz andere: „Es ist ein wunderbares Projekt. Aber die Quadratmeterkosten sind so hoch, dass das für viele sehr abschreckend ist. Es ist einfach hochpreisig für eine geförderte Mietwohnung.“Hagenauer spricht von 13 Euro Miete je Quadratmeter, und das bei einer geförderten Mietwohnung. Der Preis sei daher – neben teils anderen Gründen – oft ausschlaggebend, warum auf das Wohnungsangebot verzichtet werde. Die Stadt weise zwar auf die Möglichkeit einer Wohnbeihilfe hin, aber für viele sei das kein Garant, schildert die Stadträtin. Auch die Parkplätze seien ein Thema. 25 Wohnungen haben gar keinen zugewiesenen Stellplatz. Zukünftige Mieter müssten – so steht es im Amtsbericht – bei der Salzburg Wohnbau eine Erklärung unterschreiben, dass sie auf ein Auto verzichten. Für Hagenauer ist so etwas im Mietvertrag „sittenwidrig“. Man prüfe diese Bestimmung gerade rechtlich.
Angesprochen auf die Aussage von Struber, es gebe keine Wohnungsnot, sondern hauptsächlich „Wohnungsverbesserer“, meint Hagenauer: „Natürlich gibt es die. Und ich verstehe viele. Eine Familie, die auf 60 Quadratmetern lebt und ein zweites Kind bekommen hat, warum soll das amoralisch sein, sich in eine größere Wohnung verbessern zu wollen? Ich weiß nicht, in welcher Welt der Herr Struber lebt. Mein Zugang ist jedenfalls ein anderer.“
Der Salzburg-Wohnbau-Chef plädiert für einen Schwenk hin zu einem besseren Mietermanagement. „Um sicherzustellen, dass diejenigen, die eine Wohnung brauchen, auch wirklich eine bekommen, die zu ihnen passt und die sie sich leisten können.“Derzeit habe man die falschen Leute in den falschen Wohnungen, meint Struber. Man arbeite einfach nur die Liste des Wohnungsamts ab. Dabei gebe es etliche ausfinanzierte Wohngebäude im Bestand, die zu den allergünstigsten Mietwohnungen gehörten mit sieben bis acht Euro inklusive Betriebskosten je Quadratmeter. Und für diese sollten nur Mieter infrage kommen, die am wenigsten Einkommen zur Verfügung hätten. „Da braucht es eine eigene Vergabeschiene. Da haben wir in Salzburg den meisten Handlungsbedarf.“Da müsse man Vergabelisten eben staffeln.
„Es sind die falschen Leute in den falschen Wohnungen.“Recht viel eindrücklicher könnte man das Versagen im geförderten Wohnbau nicht ausdrücken, als es der Geschäftsführer einer Wohnbaugesellschaft eben getan hat. Offenbar gelingt es noch immer nicht, alte und neue geförderte Mietwohnungen jenen Menschen anzubieten, die sich die jeweiligen Preisklassen auch leisten können – ohne Zuschuss (Wohnbeihilfe) vom Land.
Woran das liegt? Wohl auch daran, dass bislang jeder sein eigenes Süppchen kocht. Wer eine halbwegs günstige Mietwohnung
sucht, meldet sich schon mal beim Wohnungsamt, vier gemeinnützigen Wohnbauträgern und etlichen Gemeinden gleichzeitig an. Das alles in der Hoffnung, irgendwann eine Wohnung nach seinen Idealvorstellungen zu ergattern. Durch den Wirrwarr an Vormerklisten lässt sich nicht einmal sagen, wie viele Menschen tatsächlich aktuell auf der Suche nach einer Wohnung sind – und wie viele nicht mehr. Dabei sollte es in Zeiten fortschreitender Digitalisierung eigentlich keines Kraftakts bedürfen, diese Frage zu klären und Listen zu vereinheitlichen. Da würden nämlich ganz andere Herausforderungen in der Salzburger Wohnbaupolitik warten als diese hier.
„Von 2500 sind vielleicht 100 tatsächlich wohnungssuchend.“