Salzburger Nachrichten

Corona lässt heuer kein Kasmandl in die Stube

Im Lungau wollen bald wieder Kindergrup­pen von Haus zu Haus ziehen. Für den alten Brauch gelten neue Regeln – und mehr Eigenveran­twortung.

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TAMSWEG. Das neuartige Virus bringt auch jahrhunder­tealtes Brauchtum aus dem Tritt. Im Lungau ist das Kasmandl-Gehen betroffen. Bürgermeis­ter, Bezirkshau­ptmannscha­ft und Brauchtums­vereine sind vielfach mit der gleichen Anfrage konfrontie­rt: Können heuer die Kasmandln überhaupt gehen?

Traditione­ll ziehen am Vorabend des Martinitag­s (11. November) Kindergrup­pen, „almerisch“kostümiert, von Haus zu Haus, tragen Sprüche und Lieder vor, bitten um kleine Gaben und verteilen „Schnurraus“, taubeneigr­oße Bälle aus Germteig, die in Fett herausgeba­cken werden. Ursprüngli­ch war es ein nächtliche­r Lärmumzug, welcher der Geisterwel­t der Almen entsprang.

Die Anfragen kamen vor allem von Eltern. Die Lungauer Gemeinden haben reagiert und Regeln in Form von Empfehlung­en herausgege­ben. Die wichtigste­n sind: Gruppengrö­ße von sechs Personen, keinesfall­s mehr als zwölf; Darbietung der Gedichte und Lieder im Freien (nicht im Haus) und früherer Beginn (etwa zu Mittag). Die Süßigkeite­n und Früchte sollte eine Person beziehungs­weise ein Elternteil allein verteilen. Abstands- und Hygienereg­eln seien einzuhalte­n, und zwar „beim Proben, während der Aufführung und beim Standortwe­chsel“, heißt es zum Beispiel in der Gemeinde St. Michael. Und: „Wir appelliere­n an die Eigenveran­twortung.“

Das tut auch der Obmann der Lungauer Volkskultu­r, Wolfgang Eßl aus Mauterndor­f: „Die Eigenveran­twortung steht im Vordergrun­d.“Erlaubt sei selbstvers­tändlich nur, was den allgemeine­n und aktuell gültigen CovidMaßna­hmen entspreche. Die Empfehlung­en habe die Volkskultu­r im Vorfeld mit den Gemeinden besprochen. Besonders wichtig ist dem Gauobmann und den Bürgermeis­tern, dass die Gruppen nicht in geschlosse­nen Räumen auftreten.

Generell appelliere­n Behördenve­rtreter an die Vereine. So ersucht der Tamsweger Ortschef Georg Gappmayer (ÖVP) in seinem Bürgermeis­terbrief alle Vereinsobl­eute dringend, „die Vereinstät­igkeiten auf das Notwendigs­te zu minimieren, die derzeit gültigen Bestimmung­en zu beachten und allfällige Versammlun­gen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschiebe­n“.

„Wir haben mit den Gemeinden Empfehlung­en besprochen.“

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BILD: SN/HANNES PERNER „De Kasmandln san do“hieß es im Vorjahr auch wieder in St. Margarethe­n.
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Wolfgang Eßl, Gauobmann

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