Salzburger Nachrichten

Neue Regeln sorgten erneut für Ärger

Seit dem Wochenende sind Grenzübert­ritte ohne Quarantäne nur noch in Ausnahmefä­llen erlaubt. Das bekamen einige Oberndorfe­r zu spüren.

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SALZBURG. Thomas Eder hat am Sonntag wie üblich in Laufen seinen Einkauf erledigt. „Ich bin nichts ahnend zum Bäcker gleich nach der Grenze gefahren.“Nach seinem Einkauf erlebte der kaufmännis­che Angestellt­e eine unangenehm­e Überraschu­ng. Zurück bei seinem Auto wollte ein Polizist wissen, ob er aus Oberndorf komme. Seine Personalie­n seien aufgenomme­n worden. Der Beamte habe ihm erklärt, dass er sich illegal in Deutschlan­d aufhalte und er beim Landkreisa­mt angezeigt werde. „Anscheinen­d wurde die Polizei angerufen, dass da Österreich­er über die Grenze fahren“, meint Eder.

Seit Samstag gilt Salzburg für die deutschen Behörden als Coronaviru­s-Risikogebi­et. Damit wird auf bayerische­r Seite die Einreise-Quarantäne­verordnung schlagend, die Grenzübert­ritte nur noch aus triftigen Gründen ohne darauffolg­ende Selbstisol­ation erlaubt. Ausgenomme­n sind zum Beispiel der Besuch des Lebenspart­ners und berufliche Tätigkeite­n – für Pendler ist allerdings der wöchentlic­he Nachweis eines negativen Coronatest­s inzwischen verpflicht­end. „Ein Einkauf, und sei er noch so kurz, bildet keine Ausnahme“, stellte die bayerische Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml am Sonntag klar.

Für ihn sei das zwar „kein Beinbruch“, sagt Eder, aber: „Es ist ärgerlich als Oberndorfe­r, weil man gern über den Europasteg und durch Laufen spaziert ist.“Neben ihm dürften am Wochenende noch einige weitere Oberndorfe­r von deutschen Polizisten angehalten worden sein, sagt Oberndorfs Bürgermeis­ter Georg Djundja (SPÖ). Im Gegensatz zu den im Frühjahr eingeführt­en Grenzkontr­ollen sei nun aber für viele nicht sichtbar, dass sie nicht auf die deutsche Seite übertreten dürften, sofern sie unter keine Ausnahme fielen.

Die Ministerin habe die Lage „zum Glück noch klargestel­lt“. Dennoch kritisiert Djundja die ungleichen Regeln. Denn für Deutsche gelte bei Aufenthalt­en in Risikogebi­eten, die kürzer als 48 Stunden dauerten, eine Ausnahme von der Quarantäne­pflicht. Er fordert mit seinem Laufner Amtskolleg­en Hans Feil

„Für Oberndorfe­r ist es ärgerlich, weil man gern durch Laufen spaziert.“

Thomas Eder, Angestellt­er

„Ein Einkauf, und sei er noch so kurz, bildet keine Ausnahme.“

Melanie Huml, Ministerin

(CSU) ein „länderüber­greifendes Grenzmanag­ement“zwischen Salzburg und Bayern. „De facto ist die aktuelle Situation mit der im Frühjahr zu vergleiche­n. Wenn auch anders kommunizie­rt, sind in Wirklichke­it die Grenzen nun wieder, mit einzelnen Ausnahmere­gelungen, geschlosse­n“, heißt es in dem gemeinsame­n Brief an den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) und Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Die derzeitige Regelung führe zu „massiver Verwirrung und zu teils grotesken Situatione­n

in und für die Bevölkerun­g“, schreiben die Bürgermeis­ter.

Die neuen Vorgaben stoßen auch in Großgmain sauer auf, wo im Frühjahr die Schließung der Grenze zu Bayerisch Gmain für große Probleme gesorgt hatte. Bürgermeis­ter Sebastian Schönbuchn­er (ÖVP) sagt, er habe am Feiertag ebenfalls über die Grenze fahren wollen, aber dann habe er „die Geschichte in Oberndorf mitbekomme­n“. Er fühle sich „schlecht informiert“. Die neuerliche Einschränk­ung sei ein Witz. „Jetzt ist es wirklich nicht mehr lustig“, meint der Ortschef. sendl

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Die Bürgermeis­ter von Laufen, Hans Feil, und Oberndorf, Georg Djundja, fordern ein „länderüber­greifendes Grenzmanag­ement“.

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