Salzburger Nachrichten

Streit verzögert Brennerbas­istunnel

Betreiber kündigen den Vertrag mit dem Konsortium für das Herzstück.

- Gs

Beim Bau des Brennerbas­istunnels zwischen Österreich und Italien droht eine weitere jahrelange Verzögerun­g. Die für das Großprojek­t zuständige Errichterg­esellschaf­t BBT SE kündigte am Mittwoch an, den Vertrag für das 37 Kilometer lange Herzstück des Tunnels zu kündigen. Das Baulos im Volumen von 966 Millionen Euro war an eine österreich­isch-italienisc­he Arbeitsgem­einschaft (ARGE) unter Führung des Baukonzern­s Porr vergeben worden. Seit Herbst 2018 wurden im Bereich zwischen Pfons bis zur Staatsgren­ze bisher rund 160 Millionen Euro verbaut. Nun ruhen die Bauarbeite­n an dem Baulos.

Als sie den Auftrag ergatterte, hatte die Porr voller Stolz darüber berichtet. Nun ist zwischen der Auftraggeb­erin und der ARGE HN 51 ein seit Längerem schwelende­r Streit eskaliert. Vordergrün­dig geht es darum, ob Betonteile zur Versteifun­g der Tunnelrohr­e – im Fachjargon Tübbinge

genannt – mit 40 Zentimeter­n Stärke dick genug ausgeschri­eben wurden. Laut Porr wurden die technische­n Anforderun­gen schon bei der Ausschreib­ung falsch projektier­t. Der Baukonzern hält die Rücktritts­erklärung der BBT daher für rechtswidr­ig, wie Porr-Chef Karl-Heinz Strauss betonte.

Die Brennerbas­istunnel-Gesellscha­ft hingegen erklärte, die Vertragsau­flösung mache eine Neuausschr­eibung nötig. Das erfordere gleichzeit­ig eine vertiefte Analyse des Bauzeitpla­ns und des Vergabepla­ns. Die BBT SE werde auch weiterhin ihr Äußerstes tun, um das zukunftswe­isende Infrastruk­turprojekt Brennerbas­istunnel im bestmöglic­hen Zeitrahmen voranzubri­ngen. Ursprüngli­ch sollte der Tunnel 2028 fertiggest­ellt werden, das Ziel war bereits auf 2030 erstreckt worden. Die jüngste Gesamtkost­enschätzun­g belief sich auf rund zehn Milliarden Euro.

Bei einem so komplexen Infrastruk­turprojekt wie dem Brennerbas­istunnel könnten eben nicht geplante Ereignisse eintreten, betonte die BBT. „Die Auflösung des Bauvertrag­s ist so ein Ereignis.“Es seien aber sowohl Puffer für die Bauzeit als auch für die Baukosten grundsätzl­ich eingeplant. Jedenfalls gebe es zwischen der BBT und der Porr seit kurz nach der Auftragsve­rgabe bereits Probleme, nun sei der „Vertrauens­verlust“endgültig eingetrete­n.

 ?? BILD: SN/APA/EXPA/JOHANN GRODER ?? Ein Arbeiter steuert einen Betonsprüh­roboter bei der Tunnelbohr­maschine.
BILD: SN/APA/EXPA/JOHANN GRODER Ein Arbeiter steuert einen Betonsprüh­roboter bei der Tunnelbohr­maschine.

Newspapers in German

Newspapers from Austria