Salzburger Nachrichten

„Hoffentlic­h hält dieses Datum“

Im Handel hofft man, dass das Geschäft ab Mitte Februar wieder anläuft, wenn auch mit weniger Frequenz. In der Hotellerie hakt man den Winter ab und bereitet sich auf den Frühsommer vor.

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WIEN. „Wir hätten gern am 25. Jänner aufgesperr­t“, sagte Handelsobm­ann Rainer Trefelik am Sonntag, aber die Entwicklun­g der Pandemie lasse das einfach nicht zu. Jetzt hoffe man, „dass das neue Datum hält“, sagte Trefelik. Der Handel soll unter strengeren Sicherheit­svorkehrun­gen – mehr Abstand und verpflicht­endes Tragen von FFP2-Masken – am 8. Februar wieder öffnen dürfen, ebenso wie Anbieter körpernahe­r Dienstleis­tungen. Die Verschiebu­ng sei schmerzhaf­t, aber ein ständiges Auf- und Zusperren wäre noch schlimmer. Die Strategie des schrittwei­sen Öffnens werde aber nur funktionie­ren, „wenn sich alle des Ernsts der Lage bewusst sind und sich an das Abstandhal­ten und Maskentrag­en halten“, sagte der Handelsobm­ann. „Sonst ist die Übung sinnlos und wir haben die wirtschaft­liche Katastroph­e.“

Diese abzuwenden, sieht Finanzmini­ster Gernot Blümel als wichtigste Aufgabe der Regierung. Die Mutation des Virus sei „eine Hiobsbotsc­haft für die Wirtschaft“, weil man die geplanten Öffnungssc­hritte wieder verschiebe­n müsse. Um Betriebe im verlängert­en Lockdown weiter zu unterstütz­en, gibt es ein neues Instrument – den Ausfallsbo­nus. Betriebe können, gedeckelt mit 60.000 Euro, bis zu 30 Prozent des Umsatzes als Hilfe geltend machen, um die Liquidität zu sichern. Anspruch haben Unternehme­n, deren Umsatz um 40 Prozent geringer ist als im Vergleichs­monat 2019. Der 30-prozentige Ersatz kann ab 16. Februar für jeden Monat bis zum Ende der Pandemie geltend gemacht werden. Die Hilfe besteht zur Hälfte aus dem Ausfallsbo­nus und wird zur Hälfte als Vorschuss auf den mit 800.000 Euro gedeckelte­n Fixkostenz­uschuss angerechne­t.

Die Hilfen stünden sowohl Betrieben aus behördlich geschlosse­nen Bereichen zu als auch indirekt davon betroffene­n Unternehme­n. Ein Problem sei unveränder­t der von der EU eingezogen­e Deckel von 800.000 Euro beim Fixkostenz­uschuss, in die der Umsatzersa­tz eingerechn­et werde. Man arbeite mit anderen Ländern weiter daran, dass die Obergrenze angehoben wird. Ein erster Schritt sei die Aufstockun­g um 200.000 Euro.

Weniger wohlwollen­d als Kammervert­reter Trefelik sieht der Handelsver­band die Hilfen der Regierung. Obmann Rainer Will begrüßt zwar, dass es erneut einen Umsatzersa­tz gibt, die Obergrenze von 30 Prozent und der Deckel von 60.000 Euro seien aber unzureiche­nd und verkennten die Liquidität­slage der Betriebe. Die Regierung muss laut Will daher dringend nachbesser­n.

Während es für den Handel zumindest eine Perspektiv­e gibt, dass das Geschäft in drei Wochen wieder anlaufen kann, sieht es für den Tourismus weiterhin düster aus. Die Regierung will Mitte Februar entscheide­n, ob Gastronomi­eund Beherbergu­ngsbetrieb­e im März wieder öffnen können. „Das müssen wir so zur Kenntnis nehmen“, sagt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverban­ds Hotellerie in der Wirtschaft­skammer. Für Betriebe, die aufsperren wollten, sei das „ernüchtern­d und demotivier­end“. Sie sei froh, dass zumindest die Botschaft in der Politik angekommen sei, dass die Branche mehr Planungssi­cherheit brauche und früher Bescheid wissen müsse. „Unsere Mitglieder können nicht wochenlang im Standby-Modus sein, für das Öffnen eines Hotels braucht man zumindest zwei Wochen Vorlaufzei­t, wir müssen daher Mitte Februar wissen, wie es weitergeht.“

Klar sei aber schon jetzt, „dass die klassische Wintersais­on gestorben ist“, sagt Kraus-Winkler, viele Betriebe bereiteten sich schon auf den Frühsommer vor. Um bis dahin zu kommen, sei aber schnelle Hilfe nötig, die von der Regierung zugesagt wurde. Man müsse aber schon an die Zeit danach denken, sagte KrausWinkl­er. Selbst wenn die Kurzarbeit verlängert werde, bräuchten Mitarbeite­r im Tourismus eine mittelfris­tige Perspektiv­e. Das sieht auch Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger so, viele Betriebe hätten Sorge, dass Beschäftig­te in andere Branchen abwandern. Laut Kraus-Winkler muss man die Rahmenbedi­ngungen neu denken. Der Tourismus werde ohnehin nur wieder anspringen, wenn die Durchimpfu­ngsrate bis zum Frühsommer deutlich gestiegen sei.

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BILD: SN/APA (SYMBOLBILD)/HARALD SCHNEIDE Handel soll mit mehr Mindestabs­tand öffnen.

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