Gehaltsschere? Das ist nur eine Erfindung von Frauen
Eh klar, dass Männer mehr verdienen. Sie sind ja auch öfter in Führungsetagen zu finden und machen mehr Überstunden. Aber warum eigentlich?
Im öffentlichen Dienst gibt es keine Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen. Heißt es. Und wird das Thema ungleiche Bezahlung in privaten Betrieben angesprochen, gibt es immer mindestens einen Mann, der wie aus der Pistole geschossen sagt, „bei uns gibt es das nicht“. – Debatte abgewürgt.
Die Debatte ist tatsächlich schnell beendet, weil es trotz gesetzlich vorgeschriebener Einkommensberichte noch immer an Transparenz fehlt. Tauchen dann doch Fakten über Geschlechterunterschiede bei Gehältern auf, folgen meist langatmige Erklärungsversuche, die nur dazu dienen, nichts ändern zu müssen.
Nach Jahren und nach mehrfachem Drängen gibt es für die Stadt Salzburg einen Einkommensbericht für das Jahr 2019. Dabei wurden die Einkommen von Teilzeitbeschäftigten auf Vollzeit und jene von unterjährig beschäftigten Bediensteten auf Jahresbeschäftigung hochgerechnet, damit die Einkommen von Frauen und Männern vergleichbar sind. Demnach kommen weibliche Bedienstete bei der Stadt Salzburg auf ein Bruttojahreseinkommen von 42.000 Euro, männliche Bedienstete auf fast 51.000 Euro. Männer verdienen also rund 17 Prozent mehr als Frauen. Die höchsten Einkommensunterschiede, wenn man den Median (Mittelwert) betrachtet, finden sich in der höchsten Gehaltsklasse der Verwendungsgruppe A. Aber bei nahezu sämtlichen Verwendungsgruppen liegt das Medianeinkommen der Männer über jenem der Frauen.
Wie kann es so etwas im öffentlichen Dienst geben, wenn unabhängig vom Geschlecht gleichwertige Arbeit gleich bezahlt werden muss? Es liegt daran, dass Frauen weniger oft Leitungsfunktionen überhaben oder weniger Überstunden machen, außerdem spielen Dienstalter, Karenzen, Urlaube unter Entfall der Bezüge, Nebengebühren und die Qualifikation eine Rolle.
„Eh klar“, sagen jene, die beim Thema ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen immer noch glauben, das sei nur eine böse Erfindung frustrierter Frauen. Und wenn Männer öfter Chefposten übernehmen, mehr Überstunden machen und weniger Karenz- und Urlaubszeiten unter Bezugsentfall haben, müssen sie ja auch mehr Geld bekommen, heißt es.
Dabei stellen sich ganz andere Fragen: Warum haben viel mehr Männer besser bezahlte Jobs samt vielen Überstunden, Frauen aber mehr Karenzzeiten? Könnte es sein, dass Frauen bei der Topjob-Vergabe benachteiligt werden? Brauchen Frauen mehr Karenz- und Urlaubszeiten für Sorgearbeit in der Familie, und sind Überstunden ungerecht verteilt? Das alles könnte man analysieren, um, wenn man wollte, gegenzusteuern. Dafür bräuchte es jedoch mehr Transparenz und eine ehrliche Debatte.